Wien - 8000 Alkoholtote jährlich, 100 von ihnen sterben an einer Alkoholvergiftung: Mit diesen Daten begründet Alfred Uhl vom Ludwig Boltzmann-Institut für Suchtforschung am Anton-Proksch-Institut seine Überzeugung, dass der Alkohol das größte Drogenproblem Österreichs sei. Die Zahl der insgesamt mit illegalen Drogen in Verbindung gebrachten Todesfälle beträgt rund 200. "29 Prozent der Männer und neun Prozent der Frauen überschreiten in Österreich die Gefährdungsgrenze beim Alkoholkonsum. Das sind rund 1,2 Millionen Menschen zwischen 16 und 99 Jahren. Acht Prozent der Männer und zwei Prozent der Frauen sind alkoholkrank", warnte Rudolf Mader, der Leiter des Anton-Proksch-Instituts, am Freitag in einer Pressekonferenz in Wien. Die Suchtbehandlungseinrichtung organisiert kommende Woche den 5. Internationalen Suchtkongress in Baden bei Wien. Die "Harmlosigkeitsgrenze" liegt seiner Definition nach bei etwa einem Krügel Bier oder einem Viertel Wein täglich. Die Gefährdungsgrenze überschritten Männer bei eineinhalb Litern Bier (drei Vierteln Wein), Frauen bei einem Liter Bier (zwei Vierteln). Schwer Abhängige schaffen zwei bis drei Liter Wein. Würden sich die Österreicher an die Harmlosigkeitsgrenze halten, würde das eine Reduktion des Alkoholkonsums um zwei Drittel bedeuten, meint Mader. Aber: "Das ist eine Illusion." Im Vergleich dazu nimmt sich für Wolfgang Beiglböck, der jugendliche Alkoholiker in Kalksburg betreut, das Problem illegaler Drogen weniger dramatisch aus. Erfahrung mit Cannabis hätte ein Drittel bis die Hälfte der Jugendlichen, meist Gelegenheits- und Probierkonsum. Insgesamt sechs Prozent der Jugendlichen dürften irgendwann einmal Ecstasy konsumieren. Beiglböck: "Die Erfahrungsrate bei anderen illegalen Drogen (vor allem Heroin und Kokain) beträgt bei den österreichischen Jugendlichen nur ein bis zwei Prozent." Allerdings: Neun Prozent der 13-jährigen Mädchen und 16 Prozent der 13-jährigen Burschen haben bereits mehrfach einen Rausch hinter sich. Der Arzt Alfred Uhl: Alkoholabhängige sterben um 20 Jahre früher, aber herzmäßig gesünder." Frauen gerieten später in die Abhängigkeit, ihre Suchtdomäne seien die Medikamente. Nicht zu rütteln sei mittlerweile an der Existenz einer "Internetsucht", meint Hans D. Zimmerl, der vor einigen Jahren die erste fundierte wissenschaftliche Studie zu diesem Thema durchführte. Zimmerl: "Es gibt mittlerweile profunde Nachfolgestudien, die einwandfrei und wasserdicht nachweisen, dass ein Abhängigkeitsverhalten bei rund drei Prozent der Internetuser eintritt." (APA/red) (DER STANDARD, Printausgabe, 5.5.2001)