Die gelbe Post ist wieder einmal sehr spät dran, eine pünktliche Zustellung der heißen Fracht ist praktisch ausgeschlossen, denn in der Logistik des Konzerns hapert es ordentlich. Diesmal sind aber nicht so sehr die 31.000 Postler schuld an der Verspätung, sondern die verantwortlichen Politiker und Entscheidungsträger. Da ist einmal das Infrastrukturministerium, das seit mehr als einem Jahr an einer Universaldienstverordnung herumdoktert, ohne je zu einer akzeptablen Lösung zu finden. Das "blaue Urgestein" Monika Forstinger fühlt sich wieder einmal dem "kleinen Mann auf der Straße" verpflichtet und will die Post dazu verdonnern, ihr unrentables Filialnetz auszubauen statt zu verkleinern, denn die Erreichbarkeit im ländlichen Raum müsse unbedingt verbessert werden. Da stört es wenig, dass sich bereits jetzt mehr als 160 Postämter konkurrenzieren, weil sich innerhalb eines Kilometers ein weiteres Postamt befindet. Weitere 800 der insgesamt 2332 alpenrepublikanischen Ämter kosten mehr, als sie jemals bringen. Da kommt Freude auf. Neben hausgemachten Problemen bringt auch die EU nichts weiter bei der Liberalisierung der Postmärkte in Europa. Den liberal eingestellten Nordeuropäern stehen die Monopolbeschützer Südeuropas gegenüber, die noch ein paar Jahre Monopolrenten abschöpfen wollen. Großbritannien will frühestens nach den Parlamentswahlen wieder nachdenken, ob die Post privatisiert werden soll. Und Deutschland muss sein Monopol bis 2007 verlängern, weil es nicht allein vorpreschen darf. Der fehlende Druck auf die Entscheidungsträger lähmt die Post und kostet obendrein viel Geld. Denn der gelbe Riese wurstelt in seinem geschützten Bereich weiter herum und steuert so auf ein ähnliches Desaster zu wie die Telekom. (DER STANDARD, Printausgabe 3.5.2001)