Georg Auer ist Journalist mit Leib und Seele. Auch heute noch, mit 79 Jahren. Er arbeitet täglich, geht ins Büro oder schreibt von zu Hause, fährt zu Präsentationen oder Autosalons. Auer hat sich auf seine alten Tage dem Autojournalismus verschrieben, er arbeitet für die Kleine Zeitung, auto touring, den PS Report, Automotive News in London und Detroit, betreut nebenbei bei Eurotax das Nachrichtenblatt für die Autohändler. Ans Aufhören denkt er nicht: "Ich arbeite, bis ich umfall’." Anders gesagt: "Wenn ich zum arbeiten aufhör’, fall ich wahrscheinlich um." Den Vorstoß von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, als Regelprinzip bis zum 65. Lebensjahr zu arbeiten, findet Auer "ja ganz schön", sagt er. "Aber es liegt leider nicht in der Wahl der Menschen, es geht nach der Wahl der Unternehmer. Und die wollen 25-Jährige mit Managererfahrung. Ältere Mitarbeiter werden doch hinausgedrängt." Wenn jemand weiterarbeiten will, meint Auer, soll er auch weiterarbeiten dürfen und nicht hinausgedrängt werden. Man solle die Leute aber nicht dazu zwingen, im Beruf zu bleiben, viele seien völlig ausgepowert: "Warum soll der Mensch erst ein Krüppel sein, wenn er zu arbeiten aufhören darf?" Vor dem Krieg begann Auer in England eine Tischlerlehre. Die Kriegswirren verschlugen ihn nach Australien. 1946 kam er nach Österreich zurück. "Nachdem ich nichts können hab’, bin ich Journalist geworden." Auer begann im Österreichischen Nachrichtenbüro, das kurz darauf in die Austria Presse Agentur (APA) umgewandelt wurde. Ein Jahr später wechselte er zur kommunistischen Volksstimme, wo er sich um Sozialpolitik und Betriebswirtschaft kümmerte. Auer: "Ich hab’ damals selbst eine Kampagne für eine Verkürzung der Lebensarbeitszeit geführt." 1970 kündigte Auer bei der Volksstimme, "wegen der Sache in der Tschechoslowakei". Und werkte beim ORF und der Wochenpresse. Mit 60 ist er in Pension gegangen, "wie ich es wollte. Ist mir auch nichts anderes übrig geblieben, nachdem ich das immer geschrieben habe. Zu arbeiten hat er nicht aufgehört. Fünf verschiedene Zeitungen waren es meistens. "Erstens wegen dem Gehalt, zweitens wegen der Arbeit", sagt er. Mit 70 ist er quasi noch einmal in Pension gegangen, konnte aber wieder nicht aufhören. Bis heute nicht. "Ich arbeite jeden Tag, auch im Urlaub. Mit dem Handy übers Internet." Bis er umfällt. (Michael Völker/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3. Mai 2001)