Wien - Am 17. April 2001 wurde mit Bauarbeiten im Bosrucktunnel begonnen. Die Arbeiten dienen - wie auch die an anderen Tunnels in diesem Jahr - der weiteren Verbesserung der Sicherheitsstandards, "denn spätestens nach der Tauerntunnel-Katastrophe und dem Seilbahnbrand in Kaprun wurde klar, dass gar nicht genug in Sicherheit investiert werden kann", erklärte der Vorstandsdirektor der Österreichischen Autobahnen- und Schnellstraßen-AG (ÖSAG), Alois Schedl, gegenüber der APA. 253,8 Millionen Schilling (18,4 Millionen Euro) werden heuer in die Tunnelsicherheit fließen. "Dass in Österreich wegen der atypischen topographischen Verhältnisse kein Tunnel so gebaut und gesichert werden kann wie der nächste, stellt besonders hohe Herausforderungen, sowohl an die Finanzierung als auch an die Technik", spricht ÖSAG-Vorstand Schedl die spezielle Situation der Alpenrepublik an. Schon beim Tauerntunnel habe sich gezeigt, dass Investitionen in die Sicherheitstechnik absolut gerechtfertigt sind. Nach den dramatischen Ereignissen vom 29. Mai 1999, als zwölf Menschen ums Leben kamen, wurden zusätzliche Maßnahmen im Tauerntunnel getroffen: Abluftjalousien wurden eingebaut, eine Pressluftleitung zur Notversorgung der Notrufnischen mit Frischluft sowie Bypassschaltungen für den Tunnelfunk, um auch bei Brandschäden über eine zweite Leitung die Kommunikation aufrecht zu erhalten. Bei einem neuerlichen Brand am 10. Jänner 2000 haben sich diese Maßnahmen laut ÖSAG bereits bewährt: Die Rauchentwicklung, die durch den Brand eines Lkw entstand, konnte unter Kontrolle gebracht werden, ein Großbrand wurde durch das sofortige Einschreiten der Feuerwehr verhindert. ÖSAG-Vorstandsdirektor Schedl sieht in erster Linie zwei Faktoren als die wichtigsten, wenn es um Rettungsmaßnahmen geht: zum einen die Möglichkeit der Selbstrettung aus der Gefahrenzone in den ersten Minuten, weiters das rasche Einschreiten der Einsatzorganisationen, wobei 30 Minuten als Maximum für den Einsatz der Feuerwehren gelten. Aufbauend auf der Arbeit einer Arbeitsgruppe im Rahmen der Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-AG (ASFINAG) hat die ÖSAG Maßnahmen für ihre langen Gegenverkehrstunnel gesetzt bzw. beschlossen. Schedl: "Es ist unbestritten, dass der zweiröhrige Tunnel auch puncto Sicherheit einwandfrei vorne liegt. Doch muss kurz- und mittelfristig in jenen Tunneln, in denen nur eine Röhre vorhanden ist, eine optimale sicherheitstechnische Ausstattung vorhanden sein. Auf die ferne Zukunft und damit verbunden die eventuelle Finanzierung zweiter Röhren zu warten, ist aus unserer Sicht verantwortungslos!" Insgesamt sollen 243 Millionen Schilling (17,7 Millionen Euro) in die Tunnelsicherheit investiert werden. Schedl geht davon aus, das bei der ASFINAG beantragte Geld auch zu bekommen, denn: "Die gesamten Sicherheitsmaßnahmen entsprechen grob geschätzt den Kosten von nur zwei alpinen Autobahnkilometern!" Die Sicherheitstechnik in Österreichs Tunnelanlagen ist zu einem großen Teil prototypisch, da nicht von Vorbildern ausgegangen werden kann. Dementsprechend sind es komplexe Systeme, wie etwa die Sauerstoffversorgung von Notrufnischen oder neue Abluftjalousien. "Im Brandfall geht es metergenau darum, Rauch abzusaugen, aber nur ja keine Frischluft zuzuführen", erklärte der Schedl. Auch Lichtwellenleiter werden in die Tunnel verlegt, um so für die Entwicklungen der Informationstechnologien zukunftssicher zu sein. (APA)