Wien - Die angenehm sommerlichen Temperaturen der vergangenen Tage rufen auch die "Quälgeister" unter den Insekten auf den Plan: Einer davon, die Kastanienminiermotte, ein etwa fünf Millimeter langer Schmetterling, nistet in den Blättern der weißblühenden Rosskastanien, die deshalb bereits nach kurzer Zeit verwelken und frühzeitig abfallen. Obwohl bisweilen umstritten, bleibt der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln vorerst weiterhin die einzige erfolgreiche Kontrollmaßnahme im Kampf gegen den unersättlichen Schädlinge. Das ergab ein am Bundesamt und Forschungszentrum für Landwirtschaft in Wien abgehaltenes Expertentreffen. Rosskastanienbäume seien in mehrfacher Hinsicht bedroht Die ersten Exemplare der Mottenart zeigten sich schon Anfang April, seit dem vergangenen Wochenende ist auch die Masse wieder aktiv, schilderte Dr. Christa Lethmayer vom Bundesamt und Forschungszentrum für Landwirtschaft in Wien die aktuelle Lage. Von der Motte befallene Rosskastanienbäume seien in mehrfacher Hinsicht bedroht, erklärte Lethmayer: In den Blättern schaffen sich die Larven Fressgänge und zerstören so auf Raten die grüne Lunge der Bäume, diese werden auch viel anfälliger für Krankheiten. Die Motten selbst sorgen fleißig für Nachwuchs: Vom Frühjahr bis Oktober wachsen drei neue Generationen heran, so Lethmayer. Pflanzenschutzmittel Zur Bekämpfung der Kastanienminiermotte wird das Pflanzenschutzmittel Dimilin verwendet, das auf die befallenen Bäume gesprüht wird. Vor allem die Motten der "ersten Generation" werden dadurch wirksam erreicht, so die Expertin. Doch ist die Methode nicht nur aufwändig, weil die Kastanienbäume sehr groß sind und zum Teil eine Hebebühne und hoher Druck beim Sprühmitteleinsatz benötigt wird. Auch seitens der Tierschützer regt sich Protest: Befürchtet werden etwa nachteilige Auswirkungen auf den Bestand an Schmetterlingen und Singvögeln. Lockstoffe snd nur in der ersten Generation wirksam Methoden zur Bekämpfung der Kastanienminiermotte wie etwa der Einsatz von Lockstoffen und die Berücksichtigung ihrer natürlichen Feinde befinden sich aber erst im Erprobungsstadium, sagte Lethmayer. Die Laubentfernung im Herbst wirkt sich zwar im Frühling bei der ersten Generation positiv aus, ist jedoch nicht überall konsequent möglich. In Österreich sind Forscher bereits seit Jahren auch auf der Suche nach alternativen, umweltfreundlichen Methoden zur Bekämpfung des Schädlings. Da die Kastanienminiermotte bereits in allen Nachbarstaaten ihren Einzug gehalten hat, sollen nun auch auf EU-Ebene die Bemühungen verstärkt werden: So wurde ein gemeinsames Projekt zur Bekämpfung des gefräßigen Schädlings ins Leben gerufen, an dem Österreich mit sieben anderen europäischen Ländern beteiligt ist. Erstmals erfasst wurde die Kastanienminiermotte mit der wissenschaftlichen Bezeichnung Cameraria ohridella im Jahr 1985 am mazedonischen Ohrid-See. Durch Verschleppung kam es zu einer raschen Verbreitung des Insekts. In Österreich wurden die ersten Kastanienminiermotten im Jahr 1989 im Großraum Linz entdeckt, so Lethmayer. (APA)