Feldkirch - "Etwas thematisieren", darum geht es dem Projekttheater Vorarlberg. Mit seiner neuesten Produktion, dem Stück "Fremd Körper" von Andreas Staudinger, widmet sich das Theater der Problematik Magersucht. Premiere war am 3. Mai im Feldkircher Hallenbad. Die Schauspielerin Vivian Bartsch ­ bekannt aus dem Film "Models" - und die Performancekünstlerin und Butotänzerin Natascha Wöß verkörpern zwei junge Frauen, deren Suche nach einem eigenen Leben in der Magersucht endet. Inszeniert hat das Hohnlied auf Körperkult und Schönheitswahn Evelyn Fuchs. Weil das Thema "zu ernst ist, um es ausschließlich künstlerischen Reflexionen zu überlassen", so Walter Hiller vom Projekttheater, werden die Aufführungen durch eine umfassende Informationsbroschüre und ein Rahmenprogramm ergänzt. Mädchen selbst-bewusst machen "Mit dem Rahmenveranstaltungen wollen wir", erklärt Hiller, präventiv tätig werden, dazu beitragen das Selbstbewusstsein der Frauen und Mädchen zu heben." In Kooperation mit den Fraueneinrichtungen Femail, AmaZone, Frauengetriebe und dem Sozialmedizinischen Dienst der Caritas werden zwei Veranstaltungen für junge Mädchen angeboten, die einen kreativ-spielerischen Zugang zur Thematik ermöglichen. Mit dem Seminar "Mein Körperbild" am 12. Mai will man Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren ansprechen. Eine Psychotherapeutin und eine Bekleidungstechnikerin widmen sich der Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung. Spielerisch und kreativ sollen sich die Mädchen mit ihrem Körper und ihren Wünschen auseinander setzen. Das Bregenzer Mädchenzentrum AmaZone bietet am 16. und 17. Mai einen Theater- und Tanzworkshop für Mädchen und junge Frauen an. Erarbeitet wird Birte Brudermanns Stück über das Erwachsenwerden "Stellas Nachmittag". Mit einer Podiumsdiskussione zum Thema "Schlankheitskult und Körperwahn" will man am 17. Mai einen Beitrag zur Enttabuisierung von Magersucht und Essstörungen leisten. Fünf Prozent der Frauen leiden an Essstörungen In Deutschland leiden rund ein Prozent aller 15- bis 20-jährigen Mädchen an Magersucht, zwei bis vier Prozent der 20 bis 30-jährigen Frauen an Ess- und Brechsucht. Nach Schätzungen von ExpertInnen erkranken in Österreich über 200.000 Frauen zumindest einmal in ihrem Leben an Essstörungen. In Vorarlberg sind schätzungsweise 9000 Frauen von Essstörungen betroffen. Pro Jahr werden rund 80 Neuerkrankungen verzeichnet. Die meisten Erkrankungen betreffen Mädchen zwischen 15 und 20 Jahren. In 15 bis 20 Prozent der Fällen enden Anorexie und Bulimie tödlich. Ein Drittel der Todesfälle sind auf Suizid zurückzuführen. "Krankhafte Normierung von Frauenkörpern und verzehrte Information über Esstörungen bedrohen die psychosoziale Situation von Betroffenen und Angehörigen immer stärker", stellt Psychotherapeutin Beate Rappitsch fest. Um dieser Entwicklung zu begegnen, wird vom Sozialmedizinischen Dienst der Caritas noch im Mai eine Gratis-Hotline und eine Anlaufstelle in Dornbirn eingerichtet. Weitere Vorstellungen: 7.,9.,10., 11.,14.,18.,19.Mai, jeweils 20.30 Uhr Hallenbad Feldkirch. (jub)- DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 3.5.2001