Jerusalem - Die Angehörigen der beim Olympia-Attentat 1972 getöteten Israelis haben am Dienstag ein deutsches Entschädigungsangebot in Höhe von sechs Millionen Mark (3,07 Mill. Euro/42,2 Mill. S) zurückgewiesen. Der bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber hatte das Angebot am Montag während eines Treffens mit dem israelischen Präsidenten Mosche Katsav vorgelegt. Katsav und die Familien erklärten, sie forderten elf Millionen Mark, eine Million pro getötetem Athlet. "Wir sind sehr enttäuscht und verärgert", erklärte Ankie Spitzer, deren Ehemann, der Trainer der israelischen Fechtmannschaft, bei dem Überfall am 5. September 1972 von palästinensischen Terroristen getötet worden war. Die Palästinenser hatten im Olympiadorf die Unterkunft der Israelis überfallen und zwei israelische Sportler auf der Stelle getötet. Sie nahmen den Rest des Teams als Geiseln und forderten die Freilassung von 200 Gesinnungsgenossen aus israelischen Gefängnissen. Die Angehörigen machen Deutschland für den fehlgeschlagenen Befreiungsversuch verantwortlich, bei dem neun weitere Athleten, fünf Terroristen und ein Polizist getötet wurden. "Wir fühlen uns verletzt und erniedrigt" Stoiber verwies auf das Urteil eines Münchner Gerichts, das im vergangenen Jahr gegen die Angehörigen entschieden hatte. Die Familien hatten die Landesregierung auf 14,4 Millionen Mark verklagt. Im Februar hatten die Familien ihre Berufung fallen gelassen in der Hoffnung, eine Verhandlungslösung zu erzielen. Nach dem Gerichtsentscheid gebe es nichts mehr zu verhandeln, sagte Stoiber am Dienstag nach einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon. Der Anschlag sei ein tragischer Vorfall gewesen, dessen Gründe nicht in Deutschland zu suchen seien. Sharon erklärte in einer Stellungnahme, er unterstütze die israelischen Familien und bat Bundeskanzler Gerhard Schröder, die schmerzhafte Frage der Entschädigung zu einem guten Ende zu bringen. Spitzer, eine von 35 Angehörigen, sagte, sie hoffe, dass Stoiber auf ihre Bitte eingehen und sich für Deutschland entschuldigen würde. "Wir fühlen uns verletzt und erniedrigt", erklärte sie. "Das Geld wird nichts ändern." Der Verhandlungsführer der Angehörigen, Arieh Shumer, sagte, er glaube nicht an eine Belastung für die Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. Die deutsche Regierung werde am Ende einlenken und das Geld zahlen. (APA/AP)