Eine geplante Ehrung für den Vorstandsvorsitzenden des Medienkonzerns Bertelsmann, Thomas Middelhoff, durch die jüdische Organisation "United Jewish Appeal" (UJA) ist nach einem Bericht der "New York Times" auf Kritik gestoßen. "Der UJA sollte sich schämen, sind wir käuflich geworden?", zitierte die Zeitung am Montag neben anderen den jüdischen New Yorker Publizisten Melvin Jules Bukiet. Hintergrund ist eine Spende des von Bertelsmann übernommenen US-Verlages Random House. Dieser hatte im vergangenen Jahr eine Million Dollar (1,127 Mill. Euro/15,5 Mill. S) für ein Projekt zum Gedenken an Überlebende des Holocaust bereitgestellt, zu dessen Leitung der Schriftsteller und Holocaust-Überlebende Eli Wiesel gehört. Wiesel hält bei der Übergabe des UJA-Preises "Steven J. Ross Humanitarian Award" an Middelhoff am 15. Mai in New York die Laudatio. Die Auszeichnung erfolgt laut UJA völlig unabhängig von der Spende. Mit der Verleihung des Preises werde unter anderem gewürdigt, dass Middelhoff die Geschichte des Bertelsmann-Konzerns während der Nazi-Zeit erforschen ließ. Als sich der Verdacht bestätigte, dass das Medienhaus einmal Propaganda für die Nazis gedruckt hatte, setzte sich Middelhoff der UJA-Begründung zufolge für eine angemessene finanzielle Entschädigung über die Stiftungsinitiative ein. "Natürlich vergessen wir den Holocaust nicht", hielt Howard Rubenstein vom Vorstand des UJA-Bereichs für Medien, Kommunikation und Unterhaltung, den Kritikern entgegen. "Aber dieser Mann wurde 1953 geboren und hat dem Unternehmen eine neue Richtung gegeben", sagte er der "New York Times". Allerdings hätten viele Juden in den USA deutschen Unternehmen, die vom Zweiten Weltkrieg profitierten, noch nicht verziehen, merkte das Blatt an. (APA)