Barcelona - Pechvogel Mika Häkkinen bekämpft seinen Frust mit Arbeit. Sogar die Ferrari-Tifosi hatten Mitleid mit dem Finnen, den Schumacher in einer für die Formel 1 recht ungewöhnlichen Geste spontan zu trösten versucht hatte. "Das ist die Brutalität des Motorsports", kommentierte die italienische "Gazzetta dello Sport" am Montag den wohl glücklichsten Sieg in Schumachers Karriere vor der Rekordkulisse von 90.000 Zuschauern in Montmelo bei Barcelona. Der tragische Held hoffte, das Drama von Barcelona schnell zu vergessen. "In diesem Geschäft darf man nicht lange traurig sein. Man muss immer schnell wieder positiv nach vorne blicken. Aber diesmal ist es sehr hart", sagte Häkkinen, der am Montag zu einem Fototermin nach Valencia fuhr. WM-Titel noch nicht abgeschrieben In der WM-Wertung hat Häkkinen auf den dreifachen Saisonsieger Schumacher nach fünf von 17 Rennen 32 Punkte Rückstand, 24 Zähler liegt er hinter seinem Teamkollegen David Coulthard, dem die Elektronik am Start einen Streich gespielt hatte. "Ich bin nicht abergläubisch. Natürlich mache ich mir Sorgen, aber ich habe meine Hoffnung auf den Titelgewinn noch nicht aufgegeben", sagte Häkkinen. Schumacher hat seinen Rivalen noch nicht abgeschrieben. "Ich habe immer gesagt: Er wird schon noch kommen. Er hat es hier im Prinzip bewiesen." Coulthard, der Fünfte, trauerte sogar einem möglichen McLaren-Doppelsieg nach. "Ferrari hatte Mitte des Rennens Probleme, wir hätten recht leicht die ersten zwei Plätze holen können", erklärte der aktuelle WM-Zweite (acht Zähler hinter Schumacher). Das wollen die Piloten der "Silberpfeile" in zwei Wochen auf dem A1-Ring in der Steiermark nachholen. "Wir müssen rausfahren und versuchen, es in Österreich zu schaffen. Schumacher können wir sicher noch einholen, das ist kein Problem." In Montmelo wäre Schumacher nicht der wahre Sieger gewesen. "Das war offensichtlich Mika und ich glaube, dass ich selbst auch sehr schnell war." Schumacher bis zum Österreich-GP auf Urlaub Zur Freude der Ferraristi widmete Schumacher seinen Erfolg dem jüngsten Mitglied der Familie, der erst wenige Tage alten Tochter von Präsident Luca di Montezemolo. Erstmals seit zwei Monaten durfte sich Schumacher nach Saisonerfolg Nummer drei auch etwas erholen. Der Kerpener hat bis zum Österreich-Grand Prix in Spielberg frei, die Testfahrten übernehmen die Kollegen Rubens Barrichello und Luca Badoer. Montoya ohne Traktionskontrolle Für den Deutschen bleibt der Titelkampf dennoch weiter eine Auseinandersetzung zwischen den Top-Teams, dies habe auch die Elektronik-Premiere mit den nun wieder erlaubten Fahrhilfen Traktionskontrolle, Startautomatik und Automatik-Getriebe bewiesen. "Offensichtlich haben Ferrari und McLaren das Beste daraus gemacht. Denn der Abstand zu den anderen Teams ist doch größer geworden", analysierte Schumacher: "Wir haben noch Spielraum und können noch Verbesserungen mit dem System erzielen." Williams-BMW mit dem Tages-Zweiten Juan Pablo Montoya hatte im Rennen zwar die Startautomatik, nicht aber die Traktionskontrolle benutzt. "Wir haben noch viel Arbeit vor uns", meinte der Kolumbianer, der als erster Vertreter seines Landes überhaupt WM-Punkte geholt hat. (APA/dpa/Reuters) Die Ergebnisse des fünften WM-Laufes in Barcelona: (65 Runden bzw. 307,323 km) 1. Michael Schumacher (GER) Ferrari 1:31:03,305 Std. (Schnitt: 202,507 km/h) 2. Juan Pablo Montoya (COL) Williams-BMW + 40,738 Sek. 3. Jacques Villeneuve (CAN) BAR-Honda 49,626 4. Jarno Trulli (ITA) Jordan-Honda 51,253 5. David Coulthard (GBR) McLaren-Mercedes 51,616 6. Nick Heidfeld (GER) Sauber-Petronas 1:01,893 Min. 7. Olivier Panis (FRA) BAR-Honda 1:04,977 8. Kimi Räikkönen (FIN) Sauber-Petronas 1:19,808 9. Mika Häkkinen (FIN) McLaren-Mercedes 1 Runde 10. Jean Alesi (FRA) Prost-Acer 1 Runde 11. Luciano Burti (BRA) Prost-Acer 1 Runde 12. Jos Verstappen (NED) Arrows-Asiatech 2 Runden 13. Fernando Alonso (ESP) European-Minardi 2 Runden 14. Giancarlo Fisichella (ITA) Benetton-Renault 2 Runden 15. Jenson Button (GBR) Benetton-Renault 3 Runden 16. Tarso Marques (BRA) European-Minardi 3 Runden Nur diese 16 Fahrer in der Wertung Schnellste Runde: M. Schumacher 1:21,151 Min. in der 25. Runde (209,831 km/h) Ausgeschieden: Eddie Irvine (GBR) Jaguar, Enrique Bernoldi (BRA) Arrows-Asiatech, Heinz-Harald Frentzen (GER) Jordan-Honda, Pedro de la Rosa (ESP) Jaguar, Ralf Schumacher (GER) Williams-BMW, Rubens Barrichello (BRA) Ferrari