Brüssel - Die EU-Staaten haben nur wenige außenpolitische Kompetenzen auf EU-Ebene zusammengelegt, sie haben aber einen "hohen Vertreter" für die Gemeinsame Außenpolitik geschaffen und mit dem früheren Nato-Generalsekretär Javier Solana prominent besetzt. Im Gegensatz dazu haben die EU-Staaten zwar eine gemeinsame Währung eingeführt, auf einen gemeinsamen Vertreter für die Währungspolitik, einen "Mister Euro", konnten sie sich aber nicht einigen. Nur kurz war dieser Posten im Gespräch. Doch die Finanzminister der Eurozone ziehen es vor, die prestigeträchtige Aufgabe eines Sprechers für den mächtigen Wirtschaftsraum in internationalen Organisationen von Weltbank über G-7 bis zum Internationalen Währungsfonds (IWF) alle sechs Monate mit dem wechselnden EU-Vorsitz weiter zu reichen. Kompromiss Bei Postenbesetzungen hört die europäische Solidarität in den meisten Hauptstädten ohnehin auf. Das zeigte sich drastisch bei der Einsetzung des ersten Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB). Damals, Anfang Mai 1998, pochte Frankreich so lange auf einem Franzosen für diese Position, bis ein lauer Kompromiss herauskam. Der Niederländer Wim Duisenberg wurde zwar auf acht Jahre ernannt, er musste aber zugleich versprechen, den Posten, in dem er nicht absetzbar und nicht beeinflussbar sein soll, vorzeitig wieder zu räumen - für einen Franzosen. Ähnlich kontrovers verlaufen in der EU die meisten wichtigen Nominierungen, von der Osteuropabank (EBRD) bis zum Vorsitzenden des Finanz- und Währungsausschusses. Meist werden "Pakete" geschnürt, in denen dann Vertretern verschiedenster Staaten Posten zugeteilt werden. Auf den Vorsitz der Eurogruppe und das damit verbundene Scheinwerferlicht wollten die Euro-Finanzminister aber bisher nicht verzichten. (APA)