Wien - Der FC Tirol hat die Weichen für seinen ersten Double-Gewinn seit 1989 gestellt. Der österreichische Fußball-Meister siegte im Cup-Semifinale am Mittwoch im Happel-Stadion gegen Rapid 1:0 und hat damit am 27. Mai wieder im Prater-Oval gegen Fast-Bundesliga-Aufsteiger FC Kärnten die Chance, erstmals seit acht Jahren die Cup-Trophäe nach Innsbruck zu holen. "Dieser Sieg wird uns auch den letzten Kick für das Meisterschaftsfinale geben", war Tirol-Trainer Kurt Jara nach dem Triumph überzeugt. Jara ließ Stammspieler wie Jezek, Alfred Hörtnagl und Anfang auf der Bank und berief die leicht angeschlagenen Gilewicz, Kirchler und Marasek erst gar nicht in den Kader. Doch die Hütteldorfer, die im Titelrennen drei Runden vor Schluss vier Punkte hinter den Innsbruckern liegen, fanden auch gegen die arg geschwächten Tiroler nicht die spielerischen Mittel, zum ersten Mal seit 1995 wieder in ein Cup-Endspiel einzuziehen. "Wir haben gewusst, dass Rapid nach dem Derby noch müde sein wird und daher versucht, den Gegner laufen zu lassen", analysierte ein zufriedener Jara. Dokupils Beschwerden Eine Tatsache, die Rapid-Sportmanager als Mitgrund für das Ausscheiden anführte. "Die Spielansetzung war eine Gemeinheit, wir waren klar benachteiligt", beschwerte sich Dokupil über die zu kurze Pause seiner Mannschaft nach dem Derby am Sonntag gegen die Austria, während die Innsbrucker schon am Freitag in Bregenz im Einsatz gewesen waren. "Wenn das Grazer Derby aus finanziellen Gründen verschoben wird, aber unser Match aus sportlichen Gründen nicht, dann frage ich mich: Zählt der Fußball gar nichts mehr?" meinte Dokupil uns sprach von der "Impertinenz des ORF", der sich in der Frage einer möglichen Verschiebung unnachgiebig gezeigt hatte. Doch nicht nur das Verhalten von ORF und Bundesliga, auch die Spielweise des Gegners stieß Dokupil sauer auf. "Die Tiroler haben Raufball gespielt und die meisten unserer Angriffe durch Halten zunichte gemacht, und der Schiedsrichter hat das auch noch durchgehen lassen", ärgerte sich der Rapid-Sportmanager, was Jara zu der Feststellung veranlasste: "Savicevic provoziert 90 Minuten lang". Schiedsrichter-Kritik Rapid wird Schiedsrichter-Obmann Gerhard Kapl auf jeden Fall ein Video-Band schicken, auf dem die Fouls der Tiroler im Cup-Match am Mittwoch zu sehen sind - als "Vorführvideo, wie man ein Spiel nicht leiten soll", hieß es am Donnerstag in einer Presse-Mitteilung der Hütteldorfer. "Man muss noch einmal die fürchterliche Leistung von Schiri Brugger zum Thema machen. Er war von Anfang an mit der Leitung des Spieles überfordert, nahezu jede Attacke der Tiroler war gelbwürdig. Dass Textilfouls nach Regulativ mit Gelb zu bestrafen wären, scheint Brugger entfallen zu sein", erklärte dazu Rapid-Sportmanager Ernst Dokupil. Rot für Savicevic "Il genio" sah nach einer Rangelei mit dem eingewechselten Hörtnagl in der Schlussphase ebenso wie sein Widerpart die Rote Karte und muss nun hoffen, vor dem Strafsenat weniger als drei Spiele Sperre auszufassen. Ansonsten könnte der Montenegriner bereits am Mittwoch zum letzten Mal das grün-weiße Trikot getragen haben. Rapid verspielte die große Chance, im Finale gegen den scheinbar schwächeren FC Kärnten den ersten Titel seit dem Gewinn der Meisterschaft 1996 zu holen. Trotzdem war das Match gegen den regierenden Meister für Dokupil nicht das "Spiel des Jahres". "Das war die Partie am Sonntag gegen die Austria", erklärte der 54-Jährige. Ex-Rapidler als grü-weißer Sargnagel Ein Spieler, den Dokupil bei Rapid aussortiert hatte, schoss seinen Ex-Klub kurz vor der Pause ins Jammertal. "Zoki hat bei Rapid das Freistoß-Schießen gelernt, wir profitieren jetzt davon", lobte Jara Goldtor-Schützen Zoran Barisic und ist überzeugt, dass der bald 31-Jährige von "zehn Freistößen acht versenkt". Der Kunstschütze selbst gab sich bescheidener. "Es war ein gutes Match mit Chancen auf beiden Seiten. Wir haben heute glücklich, aber auch clever gewonnen." Rapid-Goalie Maier, der in der 71. Minute mit Tirol-Stürmer Mair zusammengestoßen war und ausgetauscht werden musste, erlitt eine Oberschenkel-Verletzung, wird aber aller Voraussicht nach im kommenden Meisterschaftspiel der Hütteldorfer in der Südstadt gegen Admira Wacker auflaufen können. (APA) Rapid Wien - FC Tirol 0:1 (0:1) Wiener Ernst Happel-Stadion, 16.000 Zuschauer, Schiedsrichter Bernhard Brugger Tor: Barisic (45./Freistoß) Rapid: Maier (72. Hedl) - Schöttel (57. Rene Wagner), Ratajczyk, Jazic - Taument (76. Dowe), Hatz, Lagonikakis, Saler, Wetl - Savicevic, Wallner Tirol: Ziegler - W. Kogler - Prudlo, Knavs, Panis - Baur, Barisic (76. Hörtnagl), Breczek, Schiener - Scharrer (86. Jezek), Glieder (57. Mair) Rote Karten: Savicevic (92.) bzw. Hörtnagl (92.) Gelbe Karten: Schöttel, Hatz bzw. Prudlo (fürs Finale gesperrt), Schiener, Barisic, Knavs, Panis