Der Vokuhila (betr. Frisur: Vorne kurz, hinten lang) schickt sich Anfang des neuen Jahrtausends an, seinen zweiten Siegeszug um die Welt anzutreten. Beim Blättern/Klicken durch die derzeit omnipräsenten Eighties-Hommagen wird einem schmerzhaft ins Gedächtnis gerufen, was viele bei der Verklärung dieser Dekade verdrängt haben: Die Idole von damals hatten blind machende Frisuren: Duran Duran, Kajagoogoo und alle Hardrock-Bands, um nur einige zu nennen. Vielleicht ist es auch nur späte Gerechtigkeit, die dem Haarschnitt mit der Zündschnur momentan widerfährt. Schließlich musste kein anderes Fashion-Statement so viel Verachtung, Hohn und Spott erfahren wie die ultimative Fussballerfrisur. Die Fangemeinde kann jedenfalls aufatmen: Das Revival ist endgültig da, als fransige Hommage an Golf GTI’s (selbstredend mit breiten Spoilern), Sonnenstudios und Goldkettchen. Schon vor zwei Jahren stattete Gucci-Chefdesigner Tom Ford eine komplette Anzeigenkampagne mit dem haarigen Super-Gau aus. Heute kräuseln sich auch in Mailand und Paris wieder die Nackenhaare. Die Musikwelt hat die Zeichen der Zeit ohnehin längst erkannt: Oasis-Sänger Liam Gallager trägt ja schon länger die Light-Version spazieren, jetzt springt auch die Elektro-Fraktion auf den Trend auf: Der bekannte britische DJ Tim „Love“ Lee ist nur ein Beispiel für den neuen Mut zum Mullet, wie der Vokuhila auf englisch heisst. Auch in Film und Fernsehen feiern die zotteligen Ungetüme föhliche Urständ. Eindeutige Symptome: MacGyver-Wiederholungen im Frühnachmittagsprogramm und nicht verstummende Gerüchte, daß Patrick Swayze wieder Drehbücher bekommt. Da hilft nur mehr Warten auf die 90er. (Klaus Stimeder)