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Angesichts getrübter Wachstumsaussichten in den High-Tech-Branchen hat die deutsche Wirtschaft zum Start der weltgrößten Computermesse CeBIT in Hannover mehr Schützenhilfe von der Bundesregierung gefordert. Der deutsche Branchenverband BITKOM verlangte von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ein millionenschweres Programm zum Schutz von Verbrauchern und Firmen vor Hacker-Angriffen aus dem Internet, um dem Handel per Handy und Computer zum Durchbruch zu verhelfen. Multimedia-Dienst sollen Handy-Branche retten Das mobile Internet gilt in diesem Jahr als Megatrend der Computermesse. Angesichts der milliardenschweren Anlaufkosten für den neuen Mobilfunkstandard UMTS und einer merklichen Abschwächung des Handy-Booms wollen die Netzbetreiber nun möglichst schnell die neuen multimedialen Dienste starten. Firmenvertreter sagten steigende Preise für Handys und höherwertige Mobilfunk-Dienste voraus. Mehr Aussteller als je zuvor Die Messe, die am Abend von Schröder eröffnet werden sollte, bricht auch in diesem Jahr alle Rekorde: Mit mehr als 8.000 Ausstellern aus 60 Ländern kamen so viele Firmenvertreter wie nie zuvor. Mit 400 ursprünglich angemeldeten Firmen sagten angesichts der Krise in der High-Tech-Wirtschaft allerdings auch kurzfristig die höchste Zahl von Unternehmen ihren Besuch wieder ab. Ein CeBIT-Sprecher sagte, in den Vorjahren hätten zwischen Anmeldeschluss im August und CeBIT-Start regelmäßig nur 300 Unternehmen ihren Besuch wieder storniert. Förderprogramm gegen Internetkriminalität Mit Blick auf Gefahren für die Entwicklung der neuen Mobilfunkdienste durch Internetkriminaltität betonte BITKOM-Vizepräsident Willi Berchtold, in den USA sei ein Milliardenprogramm zur Abwehr aufgelegt worden. In Deutschland seien mindestens 100 Mill. DM (51,1 Mill. Euro/704 Mill. S) notwendig, um Technologien gegen diese Risiken zu entwickeln. Nach Vorstellungen des BITKOM soll das Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) das Förderprogramm begleiten und verwalten. Berchtold betonte, dieses müsse auch Technologien umfassen, um Online-Transaktionen zu sichern. Die Sicherheit in Datennetzen wie dem Internet sei wichtig, um das Vertrauen in Onlinegeschäfte zu erhöhen. Damit komme der Sicherheit in Datennetzen eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Internet- (E-Commerce) und mobilem Handel (M-Commerce) zu. UMTS ab 2002 in Deutschland Die Mobilfunkanbieter T-Mobil, VIAG Interkom und e-plus kündigten den Start ihrer deutschen UMTS-Netze für Ende 2002 oder spätestens Anfang 2003 an. Der finanzielle Druck durch die milliardenschweren Anlaufkosten für den neuen Mobilfunkstandard sei "gewaltig", sagte e-plus-Chef Uwe Bergheim. Er äußerte die Hoffnung, mit dem Start von UMTS wieder höhere Preise am Markt durchzusetzen. "Wir müssen aufhören, eine ganze Generation dazu zu erziehen, dass unsere Leistungen kostenlos sind." Mit dem Wegfall bisher üblicher Subventionen beim Handy-Kauf werde es an erster Stelle Preiserhöhungen bei den Telefonen geben. Mit Blick auf zurückhaltendere Wachstumsprognosen im traditionellen Mobilfunk betonte Bergheim, die Kunden, die jetzt noch zu gewinnen seien, "werden nicht die großen Fische sein". Einwanderungspolitik muss neu diskutiert werden Auch bei Beseitigung des Fachkräftemangels müsse die Bundesregierung nachlegen, forderte BITKOM-Präsident Volker Jung. "Die bekommen wir nur, wenn wir eine andere Einwanderungspolitik betreiben, als wir sie heute haben." Dieses Einwanderungsprogramm müsse auch ausländische Studenten an deutschen Hochschulen umfassen. "Wir sind sehr glücklich über die Green-Card-Regelung, müssen allerdings sehen, dass sie nicht dem entspricht, was wir ursprünglich wollten", sagte Jung. Vor einem Jahr hatte BITKOM zur CeBIT-Eröffnung die Green Card verlangt und bei Schröder politisch durchsetzen können. Sie erlaubt Computerspezialisten jedoch nur einen zeitlich befristeten Arbeitsaufenthalt in Deutschland. (APA/AFP)