München/Ulm - In der Umgebung der aktiven Atomkraftwerke in Bayern sind nach einer Studie des Münchner Umweltinstituts deutlich mehr Kinder an Krebs erkrankt als in anderen Regionen. Zwischen 1983 und 1993 lag die Anzahl der Krebserkrankungen bei Kindern im Umkreis der Atomkraftwerke Gundremmingen, Isar und Grafenrheinfeld um rund 30 Prozent über dem Durchschnitt, berichtete das Umweltinstitut am Dienstag in München. Die übliche Nebelkerze folgte umgehend: Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz betonte in einer Stellungnahme, dass die Datenbasis und die Art der Studie keine Aussagen "hinsichtlich möglicher Gründe" der erhöhten Krebserkrankungen zulasse. In der so genannten "Michaelis-Studie" aus dem Jahr 1997 sei kein derartiger Zusammenhang festgestellt worden, schrieb das deutsche Bundesamt in einem Brief an die "Ulmer Ärzteinitiative", die die Studie in Auftrag gegeben hatte. Die Initiative ist eine Regionalgruppe der Organisation "Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges". Die Ärzteinitiative hatte beanstandet, dass in die damalige Studie auch die Umgebung von Forschungsreaktoren in Bayern einbezogen worden war. Dadurch seien die Ergebnisse verwischt worden. "Diese Studie sollte sich deshalb auf die Atomkraftwerke mit hoher Leistung konzentrieren", sagte der Vorsitzende der Initiative, Reinhold Thiel. Hauptbetroffene Nach den Ergebnissen der neuen Studie sind die Bewohner der Umgebung des Atomkraftwerks Gundremmingen am stärksten betroffen. In den angrenzenden Landkreisen Günzburg, Dillingen und Augsburg sind nach Angaben des Studienleiters am Umweltinstitut, Alfred Körblein, im Untersuchungszeitraum 40 Prozent mehr Kinder unter 15 Jahren an Krebs erkrankt als im Landesdurchschnitt. (APA/dpa)