Als vor wenigen Wochen ein Meinungsforschungsinstitut die Beliebtheit der Salzburger Politiker abfragte, staunten selbst langgediente Politprofis an der Salzach nicht schlecht. Gabriele Burgstaller, noch nicht einmal zwei Jahre SPÖ-Landesrätin, ließ sogar ÖVP-Landeshauptmann Franz Schausberger mit deutlichem Abstand hinter sich. Sie wurde zur beliebtesten Landespolitikerin gekürt. Kein Wunder, dass der Wechsel an der Salzburger SPÖ-Spitze zu der 37-jährigen Juristin von der ÖVP mit gemischten Gefühlen aufgenommen wird. Burgstaller hat das Zeug, ein landespolitisches Schwergewicht zu werden. Die Vielarbeiterin verbeißt sich inhaltlich in ihre jeweiligen Fachgebiete, aber sie agiert pragmatisch. Gepaart mit medialer Omnipräsenz bietet sie sich so - selbst im durch den herrschenden Konservativismus erstarrten Salzburg - als glaubwürdige sozialdemokratische Alternative an. Die marode Bundespartei hat die Signale aus Salzburg auch schon vernommen. Burgstaller gilt schon seit Jahren als Hoffnungsträgerin. "Gabi", so die auch offiziell gebräuchliche Kurzform ihres Vornamens, hat eine rasante Karriere hinter sich. Als AK-Mietrechtsexpertin war die junge, gnadenlos ehrgeizige Juristin wesentlich an der Aufdeckung des Milliardenskandals um den Bautreuhand-WEB-IMMAG-Komplex beteiligt. Schon allein aufgrund ihrer permanenten Medienpräsenz konnte die SPÖ an ihr nicht mehr vorbei. Der scheidende Langzeitparteichef Gerhard Buchleitner holte die politisch Unerfahrene 1994 als Klubvorsitzende in den Landtag; er war es auch, der ihr den stellvertretenden SPÖ-Bundesvorsitz verschaffte und sie jetzt als seine Nachfolgerin durchsetzte. Für ihr Privatleben blieb in den letzten Jahren freilich nicht mehr viel Platz. Obwohl die zukünftige Landeshauptmannstellvertreterin aus einer bäuerlichen Großfamilie im oberösterreichischen Penetzdorf stammt, verkörpert sie den Idealtyp der urbanen, erfolgreichen Frau. Viele ihrer Studienkolleginnen arbeiten heute erfolgreich als Anwältinnen, leitende Beamtinnen oder als Juristinnen in Großbetrieben. Gabriele Burgstaller entschied sich eben für die Politik. Attacken der Männerwelt angesichts so viel gelebter Frauenpower haben ihre Beliebtheit nur gesteigert. Besonders gerne erinnert man sich in Salzburg an die "Friseuraffäre". Burgstaller hatte als Landesrätin für Konsumentenschutz kritisiert, dass Frauen für die exakt gleiche Leistung beim Friseur meist erheblich mehr zu zahlen hätten als Männer. Als sich daraufhin ein Wirtschaftskammerfunktionär öffentlich über die Qualität von Burgstallers Frisur ausließ, verschaffte dies der Sozialdemokratin die Solidarität des ganzen Landes. (DER STANDARD, Printausgabe, 24./25.2001)