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Wien - Die BSE-Krise in Europa habe weltweit zu erhöhter Nervosität der Konsumenten geführt. Das werde auch für einen wieder zunehmenden Protektionismus im agrarischen Handel ausgenutzt werden, erwartet die amerikanische Agrarexpertin und Präsidentenberaterin Carole Brookins. Der Handel mit Lebensmitteln werde künftig an die Vorlage strikterer Zertifikate und Testergebnisse gebunden werden, das werde ihn deutlich verteuern. Andererseits würde die direkte Beziehung der Konsumenten zu agrarischen Anbietern forciert werden, was in Zeiten des Internets aber nicht nur in regionalen Zusammenhängen denkbar sei. Es gebe weltweit auch neue Chancen für die Landwirte, meinte Brookins vor Journalisten in Wien. Vom Management der BSE-Krise durch die EU zeigte sich Brookins aber enttäuscht. Dies liege jedoch nicht an einem Mangel an Richtlinien auf EU-Ebene, sondern an der mangelhaften Umsetzung in den Ländern. So sei man in Europa nie zu einem Krisenvorbeugungsmanagement gekommen und müsse nun eben mit einer wirklichen Krise umgehen. Dies äußere sich in einer Überreaktion der verunsicherten Verbraucher. In den USA habe man schon 1988 auf die ersten BSE-Krisenerscheinungen in Europa reagiert. 1989 wurde ein Importverbot für lebende Wiederkäuer aus Großbritannien und anderen EU-Ländern mit BSE-Fällen verhängt. Seit 1993 werden die Gehirne aller Rinder, die vor der Schlachtung verenden, untersucht. Seit 1997 gibt es ein Fütterungsverbot für aus Säugetieren gewonnene Proteine an Wiederkäuer. Seit dem vergangenen Jahr sind die Importe aller tierischen Eiweißprodukte aus fast allen europäischen Ländern verboten. Von der neuen Administration unter George Bush erwartet Brookins eine härtere Haltung gegenüber der EU in agrarischen Handelsfragen, sowohl im Streit um Hormonfleisch als auch um den Einsatz der Biotechnologie. (jost, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14. 2. 2001).