Ernüchterung macht sich breit, denn die Zeiten, in denen die jungen Aktiengesellschaften am Neuen Markt Tag für Tag mit neuen Höchstkursen aufwarten konnten, sind vorbei. Die Internet-Spekulationswelle hat ihren Höhepunkt überschritten. Von dem Verfall betroffen sind vor allem die Internet-Papiere, jene also, die besonders von dem vorangegangenen Goldrausch profitiert und zum Teil abenteuerliche Bewertungen erreicht hatten. Der Rückschlag war zu erwarten. Wann er sein Ende finden wird, steht noch in den Sternen. Risikobewusstsein Die Folge dieser Abkühlung ist, dass so manches Unternehmen, das den Börsengang für die nächste Zeit fest eingeplant hatte, zunächst einmal abwartet. Die Stimmung ist derzeit zu schlecht, das Risiko eines Fehlschlages zu groß. Dies bedeutet jedoch nicht, dass junge StartUps, ihre Börsenträume begraben müssten. Ganz im Gegenteil: Marktbeobachter schätzen, dass das Interesse der Anleger auf einer realistischen Kursbasis wieder erwacht. Dies tröstet junge Unternehmer und vor allem auch die Finanziers, die sich bei solchen Start-ups engagiert haben. Sie sehen ihre Beteiligungen keineswegs als dauerhaft an, sondern wollen nach einigen Jahren wieder aussteigen, natürlich bei einer erhofften Wertsteigerung des Unternehmens bis zum Börsengang mit entsprechendem Gewinn. Diese Aussicht, sich von Anteilen durch Verkauf an der Börse vergleichsweise problemlos trennen zu können, hat dem Markt für Risikokapital einen enormen Aufschwung gebracht und ist mit verantwortlich für die Welle von Neugründungen, die derzeit zu beobachten ist. Nun ist freilich ein solcher Börsengang ein schwieriges Unterfangen, weit schwieriger, als sich dies so mancher Unternehmensgründer vorgestellt hat. Der Weg dorthin ist steinig, die Ansprüche, die an das Management gestellt werden, sind hoch. Der klassische Weg eines StartUps In einer ersten Finanzierungsrunde kommt das Kapital von Business Angels, das sind Privatleute, die einen Teil ihres Vermögens in solche Neugründungen stecken und die jungen Unternehmer mit Rat und Tat begleiten. Dann, in einer zweiten Finanzierungsrunde, steigt gewöhnlich ein Venture-Capital-Fonds ein. Als dritte Runde ist dann schließlich der Börsengang vorgesehen, über dessen Umfang die Geschäfts-, vor allem die Wachstumsaussichten entscheiden. Prüfungen Zwischen der Firmengründung und dem Börsengang liegen im Minimum drei Jahre. Aber schon mehr als ein Jahr vor der ersten Notiz am Neuen Markt muss die Vorbereitung darauf beginnen, während der die Kandidaten von verschiedenen Instanzen auf Herz und Nieren geprüft werden, von Wirtschaftsprüfern, die im Auftrag der Emissionsbanken tätig werden, von den eigenen Prüfern, die ihre Schützlinge in Form bringen müssen, von potenziellen Investoren und schließlich von dem Zulassungsausschuss des Neuen Marktes. Voraussetzungen
  • Jahresabschlüsse der letzten drei Jahre
  • der Aufbau eines Risk-Managements und eines Informationssystems
  • die Erstellung von Quartalsabschlüssen
  • Börsenreife nachweisen im rechtlichen, steuerlichen, finanzwirtschaftlichen und organisatorischen Bereich Zu letzterem zählt beispielsweise, dass ein hoch qualifiziertes Management existiert.
Dann folgt die Erstellung eines Emissionskonzepts. Hier spielt die Darstellung des Unternehmens und seiner Geschäftsaussichten, die Equity-Story, eine wichtige Rolle, die den Investoren erklären muss, warum sie gerade diese Aktie kaufen sollen. Hinzu kommt die Ermittlung des Kapitalbedarfs, die Entscheidung über die Aktiengattung, die Auswahl des Börsensegments und des Börsenplatzes, die Erstellung eines Zeitplans für die Einführung, die Auswahl des Bankenkonsortiums und die damit abzuschließenden Verträge und vieles mehr. Umsetzung des Emissionskonzepts
  • Aufbau und die Koordination eines IPO-Teams
  • das Marketing für den Börsengang
  • Due-Diligence-Prüfungen
  • die Anfertigung eines Verkaufsprospekts und schließlich
  • das Börsenzulassungsverfahren
  • Ganz am Ende steht dann die gemeinsame Festlegung des Emissionskurses nach Beendigung der Bookbuilding-Phase mit dem Bankenkonsortium. (red)