Von Athene, der jungfräulichen Göttin der Klugheit und Weisheit, heißt es, sie sei in voller Rüstung dem gespaltenen Haupte des Zeus entsprungen, weshalb sie auch als Göttin der besonnenen Kriegsführung gilt und meist mit Helm, Rüstung und Schild dargestellt wird. Nicht anders geziemte es sich, die hier versammelten Frauengestalten darzustellen. Das Vorbild aus der Mythologie zeigt sich denn auch historisch begründet: Isabella d’Este beispielsweise beauftragte den italienischen Maler Andrea Mantegna mit einem Gemälde, in welchem Minerva (griechisch: Athene) die Laster aus dem Garten der Tugend vertreibt, Christina von Schweden wurde als „Minerva des Nordens“, Karoline Luise von Baden als die „Minerva“ von Hessen charakterisiert – und auch Madame de Pompadour oder Katharina die Große sahen in der Figur eine ideale Verkörperung ihrer eigenen, durchaus unterschiedlichen Strategien. Eine nicht unerhebliche Bedeutung kam beispielsweise der Kriegsbeute zu, einer Tendenz, die sich quer durch die Jahrhunderte verfolgen lässt. So erbeutete besagte „Minerva des Nordens“, Christina von Schweden im dreißigjährigen Krieg die berühmte Sammlung Rudolfs II. von Prag und Kaiserin Joséphine suchte sich ihre Lieblingsstücke aus den zahrleichen von Napoleon eroberten Kunstschätzen für ihre persönliche Sammlung aus. So unterschiedlich die Methodik, so unterschiedlich waren auch die Charaktere, die der noblen Leidenschaft frönten. Die deutsche Germanistin Britta Jürgs hat eine repräsentative Auswahl an berühmten Kunstsammlerinnen getroffen und stellt Frauen von der Renaissance bis zur Gegenwart vor, die Kunst kaufen, sammeln und fördern. Porträtiert werden:  Isabella d’Este, die berühmte Sammlerin der italienischen Renaissance;  Margarete von Österreichs Musenhof von Mecheln;  Maria von Ungarn und Tizians Gemälde für Schloss Binche;  Maria von Medici und Rubens‘ Kolossalgemälde für das Palais du Luxembourg in Paris;  Christina von Schweden und die Aneignung der Prager Sammlung;  Gärfin Jeanne de Verrue und die Niederländer;  Die Porträts der Madame de Pompadour zwischen Koketterie und Frömmigkeit;  Das Mahlerey Cabinett der Karoline Luise Markgräfin von Baden;  Katharina II. von Russland und die Eremitage;  Die Lieblingsbilder der Kaiserin Joséphine;  Die Kronprinzessin Victoria, Kaiserin Friedrich;  Gertrude Stein und ihr Porträt von Picasso;  Nell Walden und der STURM;  Marie-Laure de Noailles, die verbannten Goyas und ein Balthus-Porträt;  Peggy Guggenheim und die Surrealistinnen in einem Palazzo in Venedig. Ob aus Passion, Prestige oder aus purer Lust am Besitzen: hinter den Motiven verstecken sich spannende Lebensgeschichten. Was und warum die Protagonistinnen sammelten, zeigt dieser Streifzug quer durch die Jahrhunderte.( Doris Priesching )