Wenn es tatsächlich soetwas wie "Bestimmung" geben sollte, dann trifft dieser Terminus auf die Karriere des junge Stefan Peter zweifellos zu: Denn die Voraussetzungen zum Dressur-Star hätten nicht viel schlechter sein können als in seinem Fall: Weder hatte er das Glück, in einer Dressur-Hochburg geboren zu werden (er kam am 10. April 1975 in Bregenz zur Welt) – noch hatten seine Eltern, die ein Kaffeehaus in Wolfurt bei Bregenz betrieben, bis dahin irgendetwas mit Pferden zu tun. Dennoch wußte Stefan Peter schon als Kind, was er wollte – nämlich reiten, nichts als reiten. Ab seinem 10. Lebensjahr nahm er regelmäßig Reitstunden, erreichte dabei aber, wie er heute selbst zugibt, "kein bemerkenswertes Niveau". Nach der Pflichtschule absolvierte er in Bregenz eine Lehre zum Bürokaufmann, doch stand schon während seiner Lehrzeit fest, daß er diesen Beruf niemals ausüben würde – und so sollte es auch kommen. 1993, noch vor Ende seiner Lehrzeit, lernte er den Reiter und Ausbilder Fritz Gaulhofer kennen, der damals in Vorarlberg trainierte und Reitunterricht gab. Gaulhofer, einst Eleve an der Spanischen Reitschule und Schüler des großen Georg Wahl, versuchte gerade selbst, in der österreichischen Dressurszene Fuß zu fassen und die eigene reiterliche Karriere voranzutreiben. Aus dem ersten Kennenlernen wurde rasch Freundschaft, und aus der Freundschaft auch bald berufliche Partnerschaft: Bereits im September 1993 folgte Stefan Peter Fritz Gaulhofer nach Weiz in die Steiermark – und wurde vom begnadeten Ausbilder auch gleich unter die Fittiche genommen. Bis zum Jahr 1993 wird man Stefan Peter daher auch kaum in den Erfolgslisten des österreichischen Dressursports entdecken, doch dann ging es Schlag auf Schlag, die Partnerschaft mit Fritz Gaulhofer sollte rasch Früchte tragen: Im Jahr 1994 wurde Stefan Peter Sechster bei der steirischen Dressur-Landesmeisterschaft der Junioren (Trainer Fritz Gaulhofer erreichte in diesem Jahr übrigens den vierten Landesmeisterschafts-Platz in der Allgemeinen Klasse) und war er Mitglied des Teams Steiermark, das bei der Bundesländermannschaftsmeisterschaft (BLMM) den vierten Platz erreichte. 1995 wurde er bereits Zweiter in der Österreichischen Dressur-Meisterschaft der Young Rider, gewann mit dem Team Steiermark die BLMM und wurde Junioren-Landesmeister Dressur in der Steiermark. 1996 gelang ihm schließlich der endgültige Durchbruch auf Bundesebene: Stefan Peter wurde auf Tansanit Österreichischer Meister bei den Young Ridern, errang weiters den steirischen Landesmeistertitel in dieser Alterskategorie und war Mitglied der österreichischen Mannschaft bei der Young Rider-Europameisterschaft Dressur in Kopenhagen, wo Österreichs Team Platz sieben erreichte. 1996 übersiedelten Stefan Peter und Fritz Gaulhofer ins steirische Grafendorf, wo sie einen eigenen Dressur-Ausbildungsstall eröffneten. Und 1996 war auch das Jahr, in dem Fritz Gaulhofer Bon Voyage in Deutschland entdeckte und kaufte: Der damals siebenjährige, in Dänemark gezogene braune Wallach hatte bereits mehrfach den Besitzer gewechselt, konnte zwar die wichtigsten Lektionen, war aber im Viereck nahezu unreitbar und, wie Stefan Peter sich erinnert, "völlig verunsichert und verängstigt!" Es dauerte fast eineinhalb Jahre, bis das Vertrauen des Pferdes in den Menschen mühsam wiederhergestellt und Bon Voyage endlich bereit war, sein enormes Vermögen auch im Viereck umzusetzen. Im Mai 1998 war es soweit: Beim nationalen Dressurturnier in Steyr ging das Paar erstmals einen St. Georg – der prompt gewonnen wurde. Der erste Grand Prix-Start folgte im August im niederösterreichischen Siegersdorf. Und im Herbst bei der Dressur-Staatsmeisterschaft im Kreuttal gab es schon den ersten großen gemeinsamen Erfolg: Platz sieben in der Staatsmeisterschafts-Endwertung und Platz fünf in der Grand Prix Kür. 1999 schließlich folgte der Durchbruch auch auf internationaler Ebene: Peter und Bon Voyage eroberten beim Weltcupturnier in Lipica Platz zwei in der Weltcup-Kür und Platz drei im Grand Prix. Beim internationalen Dressurturnier in Ebreichsdorf/NÖ gelang ihnen ähnliches – Platz drei in der Kür war das Top-Ergebnis bei diesem stark besetzten Turnier. Die exzellenten Leistungen des Paares überzeugten auch Dressurreferentin Gerda Rankl: Stefan Peter wurde in das österreichische Team für die Dressur-Europameisterschaft 1999 im niederländischen Arnhem aufgenommen – wo seine ganz große Stunde schlagen sollte: Während Österreichs Mannschaft das Olympia-Limit verfehlte, erreichte Stefan Peter Platz 25 im Grand Prix und eroberte damit einen Startplatz für Österreich bei den olympischen Dressurbewerben 2000 in Sydney (für die er mittlerweile auch persönlich als Reiter nominiert wurde). Im Grand Prix Special von Arnhem gelang ihm eine weitere Verbesserung auf den 17. Platz, im EM-Endklassement wurden Stefan Peter/Bon Voyage schließlich 21. Der internationale Höhenflug war damit aber noch nicht zu Ende: Ermutigt von seinen guten Resultaten versuchte es Peter nun auch auf den großen internationalen Turnieren – und bewies dabei, daß die EM kein Zufallstreffer war: Beim renommierten und hochklassigen Turnier in Donaueschingen holte er den famosen sechsten Platz in der Grand Prix Kür; beim internationalen Dressurturnier in Amsterdam war er 11. im Grand Prix und 9. in der Kür; beim Weltcupturnier in Genf eroberte Peter Platz acht im Grand Prix und Platz acht in der Kür; und beim letzten Turnier des Jahres in Mechelen wurde Peter schließlich 13. im Grand Prix und verpaßte um einen einzigen Punkt den Einzug in die Weltcup-Kür. 1999 gewann Stefan Peter auch den österreichischen Staatsmeistertitel in der Dressur in Himberg. Beim ersten großen Turnierereignis des Jahres 2000, dem Weltcupturnier von Neumünster Mitte Februar, zeigte Stefan Peter zwar gute Leistungen, verpaßte aber mit einem 15. Platz im Grand Prix den erhofften Einzug ins Kür-Finale. Dies gelang ihm jedoch wenige Tage später beim Weltcup-Turnier in Paris-Bercy, der letzten Qualifikation vor dem Finale in ’s-Hertogenbosch – wo Stefan Peter und Bon Voyage anz groß auftrumpften und einmal mehr die Weltklasse in Erstaunen versetzten: 6. Platz im Grand Prix mit sensationellen 69,22 Prozentpunkten, dazu Platz 10 in der Kür waren "das bisher beste und größte Ergebnis, das ich je ereicht habe", so ein überglücklicher Stefan Peter nach seiner Sternstunde. Mit dieser Weltklasseleistung schrieb Stefan Peter im übrigen auch österreichische Dressur-Geschichte: Er konnte sich als bislang erster Österreicher überhaupt für ein Dressur-Weltucp-Finale qualfizieren, nämlich für das in s–Hertogenbosch von 23.–25. März 2000. Das sportliche Hauptziel der Turniersaison 2000 lautet aber: Olympische Spiele, Sydney, Australien – mit Stefan Peter. Daß ihm diese erstaunlichen Leistungen nicht zu Kopf gestiegen sind, spricht ebenfalls für den bescheidenen, sympathischen Wahl-Steier – ebenso, daß er selbst in der Stunde seines größten Triumphes nicht vergessen hat, wem er all diese Erfolge zu verdanken hat: "Das ist vor allem das Verdienst von Fritz Gaulhofer. Man wird in Österreich nicht viele finden, die es geschafft haben, sowohl ein Pferd, nämlich Tansanit, als auch einen Reiter, nämlich mich, praktisch von null an bis zu Grand Prix-Siegen gefördert und ausgebildet zu haben. Das ist eine Leistung, die nur wenige für sich in Anspruch nehmen können, und Fritz Gaulhofer ist einer dieser wenigen." Leopold Pingitzer Sportliche Erfolge 1995: 2. Platz Österr. Meisterschaft Dressur Young Rider 1. Platz BLMM (Team Steiermark) 1996: 1. Platz Österr. Meisterschaft Dressur Young Rider 7. Platz Mannschaft Dressur-EM Young Rider Kopenhagen 1998: 7. Platz Dressur-Staatsmeisterschaft Kreuttal 1999: 1. Platz Dressur-Staatsmeisterschaft Himberg 21. Platz Einzel Dressur-EM Arnhem 10. Platz Mannschaft 6. Platz Grand Prix Kür CDI*** Donaueschingen 11. Platz Grand Prix u. 9. Platz Kür CDI-W Genf 8. Platz Grand Prix und u. 8. Platz Kür CDI-W Amsterdam 13. Platz Grand Prix CDI-W Mechelen 2000: 15. Platz Grand Prix CDI-W Neumünster 6. Platz Grand Prix u. 10 Platz Kür CDI-W Paris-Bercy