„You aint see nothing yet ...“, dröhnten Bachman Turner Overdrive und hatten damit gar nicht so Unrecht, denn es gibt im Leben immer wieder Aha-Erlebnisse. Namentlich das Buch Stephen Woodhams „Modern Gardens“, mit kongenialen Fotos von Andrew Wood lässt in meinen Ohren den Ohrwurm der siebziger Jahre erklingen. Nein, Garten oder das, was Gartenarchitekt Woodham darunter versteht, selbst entwirft oder von Kollegen zusammengetragen hat, hab ich in einer derartigen Dichte noch nicht gesehen. Fast überkommt einen beim Blättern das Gefühl, als kämen die eigenen Vorstellungen von Garten aus einer anderen, antiquierten Zeit. So wie Barockgärten den Sieg des menschlichen Verstandes über die Natur symbolisieren sollten - welch ein Unsinn - symbolisieren diese Gärten den Start ins Informationszeitalter. Pflanzen und architektonische Gestaltungselemente als binäres Wechselspiel der Farben, Materialien und Formen. Natürlich stellt sich die Frage, ob der herumstehende Dreiradler oder das bunte Sandspielzeug des hoffnungsvollen Nachwuchses in diesen durchgestylten Freiräumen ästhetisch überhaupt erträglich sein können oder ob man für die Optik ganz auf den Nachwuchs verzichten sollte? Abgesehen davon, dass sich ein Garten für den Hausgebrauch nicht als Kunstwerk durchhalten lässt, zeigt der Autor vor allem in seinen Beispielen, wie man kleinste Freiräume wie Hinterhöfe, Dachterrassen aber auch sehr kleine Hausgärten, wie sie in Ballungsräumen eben üblich sind, zu einem eindrucksvollen Garten gestalten kann. Sein Umgang mit dem Rechten Winkel, der über einen langen Zeitraum bei allen Dingen, die mit „Natur“ zu tun hatten, verpönt war, ist beeindruckend. Auch der Symmetrie bricht er eine sehenswerte Bresche. Man könnt sein Credo mit den Worten „Klare Grundstrukturen gepaart mit klar und einfach geformten Details“ beschreiben. Ein Buch, welches die Beziehung zum eigenen Garten verändern könnte! ( Josefine Zeppetzauer )