Eine eigenartige Sache ist das mit der Medienmaschinerie. Ganz ohne Zweifel liebt sie es, die Gelegenheit von Jubiläen am Schopfe zu packen und so manche Geschichte noch einmal zu erzählen. Jahres-, Gedenk-, Geburts- und Todestage – es kann ihr nicht zu viele geben. Abhandlungen, Retrospektiven, Chronologien, Biographien, neue Erkenntnisse, alles wird ihr zugetragen und alles gibt sie zehnfach schwergewichtiger weiter. Nur diesen Todestag, ein schöner runder noch dazu, diesen Todestag, den lässt sie aus. Janis Joplin starb am 3. Oktober vor dreißig Jahren. Heinz Geuen hat es bemerkt und dazu eine Biographie verfasst, er konnte ja nicht wissen, dass in einem Jahr, in dem Jimi Hendrix und John Lennon – dreißig bzw. zwanzig Jahre tot -– hysterisch abgefeiert werden, über Janis Joplin außer in Beilagen von Automagazinen niemand mehr schreiben will. „Freedom’s just another world for nothing left to loose.“ Zu abgedroschen? Nicht unbedingt. Wer eine Joplin-Biographie liest, der erfährt zum einen eine Menge über Drogen, zum anderen einiges über das Amerika der Sechzigerjahre. Flowerpower, darüber grassieren übrigens immer noch schwere Irrtümer: Janis war keineswegs Hippie-Girl, sondern die viel pragmatischere Version davon: sie war Beatnik. Janis erklärt: „Beatniks lehnen die Gesellschaft ab und sind enttäuscht von der Welt. Sie glauben, dass die Dinge nicht besser werden, also sagen sie ,zur Hölle damit‘ und dröhnen sich einfach zu. Ich bin nicht die Sprecherin meiner Generation. Ich nehme nicht mal Acid. Ich trinke.“ Und die Histörchen, und seien sie nur angedichtet, die kann man sich auch heute noch auf der Zunge zergehen lassen, denn – so ist bekannt – auch ein schlechter Ruf verpflichtet. Eines sei hier zum besten gegeben, mehr davon sind in Heinz Geuens kurzweiliger Anekdoten-Sammlung nachzulesen:

„Bekannter ist die tätliche Auseinandersetzung zwischen Jim Morrison und Janis Joplin, die im Jahre 1968 auf einer Party in San Francisco für Furore sorgt. Janis und Jim, offensichtlich beide alkoholisiert und stoned, geraten in einen heftigen Streit, der Morrison handgreiflich werden lässt. In beachtlicher und erschreckender Brutalität schlägt er schließlich mehrfach Janis‘ Kopf auf die Tischplatte. Janis zieht sich fluchtartig und laut weinend in das Badezimmer zurück und weckt bei den bestürzten Partygästen die Befürchtung, dass sie sich in diesem Zustand möglicherweise eine Überdosis verabreicht. Nach einigem Betteln vor der Tür und dem Hinweis, dass Morrison im Begriff sei, die Party zu verlassen, stürzt sie aus der Tür, rennt auf den Parkplatz, wo Morrison gerade dabei ist, sein Auto zu besteigen, und schlägt ihm in aller Öffentlichkeit die Whiskyflasche über den Kopf, die sie gerade in der Hand hält. Morrisons hochgradige Alkoholisierung schützt ihn offensichtlich vor größeren Folgen dieser Attacke, zumindest ist über seinen weiteren Gesundheitszustand nichts Näheres bekannt.“ (Doris Priesching