Man liest den Titel, schlägt das Buch auf – und befindet sich auf dem Weg, es passiert einfach. Einer Meditation gleich lassen uns Bilder und Kunst der Menschheit den Augenblick vergessen, reißen uns mit in andere Zeiten. Prachtvoll ist es, dieses Bildwerk über die Kunst der Jahrtausende. Das Hauptaugenmerk gilt der westlichen Kunsttradition, von der Antike bis zur nordamerikanischen und europäischen Moderne, was jedoch nicht heißt, dass die Kunstwerke der Hochkulturen des Alten Orients, Ägyptens, Schwarzafrikas, Altamerikas, Chinas, Japans und Indiens ausgeschlossen sind. Und indem die Visuelle Geschichte der Kunst" die Entstehungsgeschichte und Entwicklung der modernen Kunst nachverfolgt, öffnet sie auch die Augen für die Aufgabenstellungen und Probleme der Gegenwartskunst. So zum Beispiel befasst sich ein Kapitel unter dem Titel "Eine andere Sprache" mit der Kunst der Aborigines. Wir sehen ein Acrylbild mit dem Titel "Känguruhtraum" und finden dazu u.a. folgenden Text: "Ebenso wenig wie wir ein Renaissancebild mit den Augen eines Renaissancemenschen betrachten können, sehen wir ein Aborigines-Bild mit den Augen eines australischen Ureinwohners. Wobei deren Kunst um die 'Traumzeit' kreist, welcher eine zeitlose Ewigkeit zugrunde liegt. Die Bilder handeln von gesellschaftlichen und religiösen Reeln und erzählen Schöpfungsmythen, von den taten heiliger Ahnen. Einem westlichen Betrachter mag das Bild abstrakt erscheinen, doch es erzählt mit grafischen Symbolen eine Geschichte, die allerdings nur die Mitglieder der Sippe des Künstlers wirklich erfassen können. Wir Nichteingeweihten können es bis zu einem gewissen Grad würdigen, denn es gibt keine richtige Methode, ein Bild zu betrachten. Jeder Mensch hält auf seine spezielle Weise Zwiesprache mit der Kunst, der er ansichtig wird." Dies gilt auch diesem Buch als Gesamtkunstwerk, welches einen einlädt zu einer Zeitreise ins Wunderland seiner Bilder. ( Maria Lehner )