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Foto: AP/Paul Sakuma
Santa Clara - Der weltweite Boom bei Notebooks beschert dem weltgrößten Computerchip-Hersteller Intel kräftig steigende Gewinne. In dem traditionell eher schwachen zweiten Quartal kletterte der Überschuss des US-Konzerns um ein Viertel auf 1,6 Milliarden Dollar (1,0 Mrd Euro). Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 9 Prozent auf 9,5 Milliarden Dollar.

Allerdings könnte der Chipgigant laut einem Zeitungsbericht noch diese Woche mit neuen Wettbewerbsvorwürfen der EU-Kommission konfrontiert werden. Es gehe dabei um den Vorwurf, Intel habe große europäische Handelskonzerne beeinflusst, damit sie keine Computer mit Chips des kleineren Rivalen AMD verkaufen, schrieb das "Wall Street Journal" am Mittwoch.

Die Nachfrage nach Mikroprozessoren sei nach wie vor weltweit in allen Segmenten groß, sagte Intel-Chef Paul Otellini am Dienstag nach US-Börsenschluss in Santa Clara (Kalifornien). Vor allem das Geschäft mit den neuen "Atom"-Prozessoren für kleine mobile Geräte wie Netbooks sei "sehr robust". Allerdings drückte der höhere Anteil der günstigeren Chips etwas die Rendite.

Einen negativen Einfluss durch die schwache US-Wirtschaft sieht Intel nicht - auch dank der robusten internationalen Nachfrage. Im laufenden dritten Quartal erwartet der Konzern nun einen Umsatz zwischen 10,0 und 10,6 Milliarden Dollar. Für das Gesamtjahr hält Intel an seiner bisherigen Prognose einer Bruttomarge von rund 57 Prozent fest, die im zweiten Quartal bei 55,4 Prozent lag.

Orientierung für die Branche

Das Abschneiden des Chip-Riesen gilt unter Experten als wichtige Orientierung für die Aussichten der gesamten Technologiebranche in der aktuellen Berichtssaison. "Wir haben Anhaltspunkte, dass die Geschäfte im Technologie-Sektor bessergehen als in anderen Branchen", sagte Michael Shinnick, Anlage-Manager der First Source Bank in Indiana. Dass Intel keine Anzeichen für eine schwächere Nachfrage sehe, sei ein sehr positives Zeichen.

Das abgeschlossene Quartal sei das beste zweite Quartal in der Firmengeschichte und das vierte Rekordquartal in Folge, sagte Intel- Deutschland-Chef Hannes Schwaderer am Mittwoch der dpa. "Neben dem anhaltend guten Geschäft mit Notebooks und leistungsfähigen Dekstop- PCs hat uns die Nachfrage nach den neuen Netbooks überrascht." Nach den ersten Erfolgen etwa des Eee-PC von Asus sind inzwischen einige der kleinen und abgespeckten Netbooks auf dem Markt. Für das zweite Halbjahr erwartet die Branche mit größerer Verfügbarkeit von Intels "Atom"-Prozessoren ein deutliches Anziehen dieses Marktsegments. In Deutschland setze Intel in diesen Bereich große Erwartungen. "Hier können wir uns auch im Geschäft mit eingebundenen Systemen wie in der Automobilbranche ganz neue Märkte erschließen."

Europa und Deutschland hätten im zweiten Quartal einen noch größeren Anteil am Gesamtgeschäft gehabt als sonst. Auf einzelne Länder heruntergebrochene Zahlen nennt das Unternehmen grundsätzlich nicht. "Wir beobachten die Entwicklung etwa im Finanz- oder Ölmarkt sehr genau, aber zum Beispiel im Finanzbereich wird in großen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland derzeit sowohl im Notebook- als auch im Server-Bereich investiert."

Notebooks garantieren Umsatz

Die stetig wachsende Nachfrage nach Notebooks im Verbrauchermarkt ist für die PC-Industrie seit geraumer Zeit der wichtigste Umsatzgarant. Erstmals habe Intel nun auch an Großkunden mehr Notebooks als Desktop-PCs verkauft, sagte Schwaderer. In Deutschland kauften die Kunden im weltweiten Vergleich allgemein gerne die mobilen Geräte - hier liege der Anteil bei manchen Händlern bereits bei 80 Prozent im Vergleich zu Desktop-PCs. Weltweit hatten Notebooks kürzlich erstmals mit einem Absatzanteil von mehr als 50 Prozent die Desktop-PCs überholt.

Die EU-Kommission könnte ihre neuen Vorwürfe gegen Intel an diesem Donnerstag veröffentlichen, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die EU-Kommission führt bereits seit längerem ein Verfahren, bei dem sie die Wettbewerbs-Praktiken von Intel unter die Lupe nimmt. Die Behörde hatte im Februar europäische Büros von Intel und mehrerer Handelskonzerne durchsuchen lassen. Sie ermittelt zu Werbezuschüssen für Handelspartner, die dann bevorzugt PCs mit Intel-Chip verkaufen. In Deutschland hat die EU-Kommission die zum METRO-Konzern gehörende Media-Saturn-Holding im Visier. Angestoßen hatte die Ermittlungen der kleinere Wettbewerber AMD, der sich benachteiligt fühlt.

AMD legt an diesem Donnerstag seine Ergebnisse vor. Der Intel- Konkurrent ist allerdings im Wettlauf um immer leistungsfähigere Chips ins Hintertreffen geraten und befindet sich auf Sanierungskurs. (APA/dpa)