Neun Produktgruppen
Gemeinsam mit den Wirtschaftsforschern haben die Wettbewerbsexperten neun Produktgruppen mit einem auffällig hohen Anteil an "hausgemachten" Preiseffekten herausgefunden. Allen voran Milchprodukte: Der "Österreich-Anteil" bei Milch, Käse, aber auch Eiern, macht laut Gutachten mehr als die Hälfte des gesamten Preisanstiegs aus. Bei Brot und Getreide, das nur in Finnland noch teurer ist, geht ein Prozent auf "Österreich-Effekte" zurück.
Bei Gas seien es zwei Drittel und bei Medikamenten führt die Wettbewerbskommission beinahe den gesamten Preisauftrieb auf "hausgemachte" Effekte zurück.
Teure Lebensmittel spüren die Österreicher besonders. Seit dem EU-Beitritt sind Lebensmittel in Österreich nicht teurer, sondern sogar günstiger geworden, und haben den allgemeinen Anstieg der Lebenshaltungskosten lange Zeit sogar gedämpft. Der Milchpreis ist bestes Beispiel dafür. Milch wurde nach zwölf Jahren im Vorjahr wieder so teuer wie zuletzt 1994. Ähnlich verlief die Entwicklung bei Getreide.
Für die Wettbewerbsexperten rührt der hausgemachte Preisanstieg von den teuren Produktionsbedingungen durch die klein strukturierte Landwirtschaft her. Ein österreichischer Milchbauer liefert pro Jahr 60.000 Kilo Milch, ein britischer fast eine Tonne.
"Beträchtliche Marktkonzentration
Dazu kommen sowohl in der Verarbeitung als auch im Handel - wie es im Gutachten heißt - "beträchtliche Marktkonzentrationen". Welchen Anteil der Lebensmittelhandel trägt, das hat allerdings auch die Wettbewerbskommission nicht herausgefunden. Trotz zahlreicher Branchengespräche, sei die Informationsbereitschaft der Handelsvertreter "unzureichend" gewesen, heißt es in dem Gutachten. So sei nicht zu erfahren gewesen, ob der Handel bei Verkauf von Trinkmilch mehr, weniger oder gleich viel Geld verdient als im Jahr 1994. Damals waren es 14 Prozent.
Die Wettbewerbskommission zog aus der Nichtbeantwortung der Frage eigene Schlüsse und geht nun davon aus, dass der Lebensmittelhandel seit dem EU-Beitritt seine Spannen und damit seinen Anteil an den Verbraucherpreisen kräftig erhöht haben dürfte, wie es in dem Gutachten heißt.
Inflationsrate bremst über fünf Prozent
Ein interessantes Detail haben die Wettbewerbsexperten allerdings erfahren: Inflationsraten bis zu fünf Prozent seien für den Handel "eine gute Gelegenheit, seine Ertragslage zu verbessern". Erst bei einer Inflationsrate über fünf Prozent werde Kaufzurückhaltung registriert.