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"Wild boys always shine!" Duran Duran feiern im Wiener Gasometer die 80er-Jahre.

Foto: Oczeret/APA

Wien – Das überstrapazierte Bild von den in Sachen Musik und Style gar so fürchterlichen 80er-Jahren hält sich beständig. Die britische Band Duran Duran hat hinsichtlich ihres Yuppie-Hedonismus und ihrer pastellfarbenen Sakkos als protoypisches Beispiel jenes Jahrzehnts stets ein Feindbild für gestrenge Puristen abgegeben.

 

Dass die Herren im Laufe ihrer schon rund 30-jährigen Karriere mehr als bloß eine Handvoll immergültiger Popsongs geschrieben haben, wird dabei gerne vergessen. Relativ nah dran am "klassischen" Line-up mit Sänger Simon Le Bon, Bassist John Taylor, Schlagzeuger Roger Taylor und Nick Rhodes an den Tasten und diverser Elektronik sowie mit neuem Gitarristen, der Unterstützung einer Background-Sängerin und mit gelegentlichem Saxofonisten sollte am Sonntag im gut gefüllten Gasometer nun ein Best-of-Programm zum Besten gegeben werden. Dieses bewegte sich im Rahmen der Vorhersehbarkeiten einer geölten Popshow.

In einem zum Großteil auf die ersten, kreativ wie kommerziell fruchtbarsten zehn Jahre der Karriere zurückgreifenden Set zeigte sich die Band gut gelaunt und mit sich selbst im Reinen; auch die Stücke des letztjährigen, zu Recht durchgefallenen Albums Red Carpet Massacre fügten sich geschmeidig ins Geschehen. Hier muss keine Welt mehr eingerissen werden.

Ab und zu will das Klischee vom feschen Fashion-Popper dann aber doch sanft attackiert, Künstlerseele bewiesen werden: Nach kurzer Umbaupause im Mittelteil erscheinen die Bandmitglieder nebeneinander aufgereiht, jeweils vor elektronischer Gerätschaft stehend, um das klassische, längst schon zur Ikone geronnene Set-up der Düsseldorfer Pioniere Kraftwerk nachzustellen, die zu zitieren nicht erst seit gestern zum guten Ton gehört.

Beattechnisch etwas auffrisiert wird das Stück I Don’t Want Your Love gegeben, beim ebenfalls vom 1988er-Album Big Thing stammenden All She Wants Is wird der Kraftwerk-Klassiker Trans-Europa Express paraphrasiert, danach in eine Coverversion von Warm Leatherette übergangen, dem immergrünen Schrottpop-Song von The Normal. Geschichtsbewusstsein, hallo!

Die Referenzschau gelingt Duran Duran dabei unverkrampft und mit Augenzwinkern. Auch sonst bleibt dem ausgelassenen Publikum, das wie Le Bon gut bei Stimme ist, zwischen Hungry Like The Wolf oder dem James-Bond-Song A View To A Kill wenig zu wünschen übrig. Zur Abschlussnummer Wild Boys darf der Saal noch einmal strahlen. Das Grübeln über die Motivation hinter einer einzigen gewährten Zugabe, dem Stück Rio, hinterlässt allerdings Ratlosigkeit. Einer gepflegten Abendunterhaltung kann auch sie wenig anhaben. (Philipp L’Heritier, DER STANDARD/Printausgabe, 15.07.2008)