Wien – Im letzten halben Jahr wurden rund 8500 bisher illegale Pflegekräfte angemeldet. Für einen Großteil der Pflegebedürftigen ist die Legalisierung aber mit Mehrkosten verbunden, die auch durch staatliche Zuschüsse nicht kompensiert werden, zeigt eine erste Evaluierung der 24-Stunden-Betreuung. Diese wurde von der Sozialökonomischen Forschungsstelle (SFS) für das Sozialministerium durchgeführt und liegt dem Standard vor.

Konkret gaben 78,4 Prozent der fast 500 Befragten an, dass die legale 24-Stunden-Betreuung teurer sei. 10,9 Prozent gaben die Kosten mit "gleich" an, für nur 1,3 Prozent ist es "billiger" geworden.

Dass legale Pfleger teurer als illegale sind, ist freilich noch nicht überraschend. Die Befragten gaben aber auch an, dass die Mehrkosten nicht durch die staatlichen Förderungen abgedeckt werden. Zur Erinnerung: Ist die Betreuungskraft angestellt, beträgt die monatliche Förderung 400 Euro. Wer zwei Pfleger hat, bekommt 800 Euro. Bei Selbstständigen beträgt die Förderung pro Pfleger 112,50 Euro, für zwei Betreuer also 225 Euro.

Diese Zuschüsse decken aber nur in 3,4 Prozent der Fälle die tatsächlichen Mehrkosten ab, ergab die SFS-Untersuchung. 48,1 Prozent gaben an, dass die Mehrkosten nur "teilweise" abgedeckt werden. Und 31,8 Prozent der Betreuungsbedürftigen können die Mehrkosten "kaum" oder "nur minimal" finanzieren.

Gezeigt hat sich auch, dass bei weitem nicht alle tatsächlich Anträge auf Förderung stellen – in Summe waren es bisher 2076. Da der Großteil (78 Prozent) der Befragten zwei Pfleger hat, kann man aber von rund 4500 Haushalten ausgehen, in denen Betreuer im Rahmen der 24-Stunden-Pflege beschäftigt sind.

Mehr Bewilligungen in Niederösterreich

Erwartungsgemäß besser kommt das niederösterreichische Pflegemodell an. Hier und in Vorarlberg wurde die Förderung von Landesseite verdoppelt. Außerdem muss das Privatvermögen vorher nicht aufgebraucht werden. In Summe wurden in Niederösterreich bis Juli 796 Anträge gestellt, 639 davon wurden auch bereits genehmigt. Zum Vergleich:In Restösterreich wurden 1280 Anträge gestellt, wovon erst 664 bewilligt wurden. Im Sozialministerium hieß es am Montag, man erwarte in den nächsten Wochen und Monaten noch einen deutlichen Anstieg bei den Förderansuchen. Schließlich habe bis Ende Juni die Pflegeamnestie gegolten, erst seit Anfang Juli steht das Beschäftigen von illegalen Pflegern also wieder unter Strafe. Die Schlussfolgerungen aus der SFS-Studie will man in der zweiten Julihälfte präsentieren. (Günther Oswald/DER STANDARD, Printausgabe, 15.7.2008)