Bratislava - Pessimistisch zur prekären Situation der Roma in der Slowakei, die vielfach in Siedlungen ohne jegliche Infrastruktur leben, hat sich der slowakische Vizepremier Dusan Caplovic in Bratislava geäußert. Nach den Worten des für Minderheiten zuständigen Ministers wird sich die "Situation in Roma-Siedlungen in absehbarer Zeit kaum ändern".

 

Manche Roma werden laut Caplovic wahrscheinlich ihr ganzes Leben "ohne fließendes Wasser und moderne Toiletten" verbringen. Annähernd eine halbe Million Roma leben in der Slowakei, die meisten davon im Osten des Landes. Etwa 120.000 Roma wohnen in Ghettos ohne Kanalisation oder, weitab von Dörfern, in desolaten slumartigen Siedlungen ohne Wasser und Strom. Nur etwa 80.000 Roma scheinen in der offiziellen Volkszählung auf.

Fehlendes Kapital

"Zur Rekonstruktion der Roma-Siedlungen würden wir mindestens 365 Millionen Euro brauchen", rechnete Caplovic vor. Im Jahr 2005 wurde mit 7,2 Millionen Euro am meisten in den Bau von Sozialwohnungen für Roma investiert. Caplovic sagte, bis zum Jahr 2013 erhalte die Slowakei 216 Millionen Euro, die für Roma bestimmt sind. Wie viel davon für die Rekonstruktion der Roma-Siedlungen genutzt werde, sei aber noch nicht klar, so Caplovic.

Experten gehen davon aus, dass es für den Staat von Vorteil ist, für die Roma eine bessere Wohnsituation zu schaffen. Schlechte Lebensbedingungen würden die Bildungsaussichten der Kinder verschlechtern, welche später keine Arbeit fänden und wiederum auf Sozialhilfe angewiesen seien.

Sprachförderung

Caplovic forderte auch mehr Aufmerksamkeit für die Bildung der jüngeren Generation. Die Schulbildung der Roma-Kinder soll künftig die Kodifizierung des Romanes, der Sprache der Roma, erleichtern. Vertreter der Roma hatten Ende Juni eine Absichtserklärung über die Kodifizierung des Romanes unterschrieben.

Geringe Qualifikation und hartnäckige Vorurteile stehen der Beschäftigung von Roma weiterhin im Weg. Meinungsumfragen signalisieren, dass die Entfremdung zwischen Roma und Mehrheitsbevölkerung wächst. Bisherige Versuche die Situation der Roma zu bessern, hatten nur Bruchteile der Roma-Gemeinschaft erreicht. Viele leben praktisch nur von der Sozialhilfe und vom Kindergeld, die meisten haben keinerlei Zugang zu Bildung und zum Arbeitsmarkt. (APA)