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Der Lehrgang Präventionsmanagement vermittelt Studierenden Werkzeuge, mit denen diese wiederum für soziale Missstände sensibilisieren.

Foto: apa/Schlager

Der Fall Kampusch, der Fall Luca, der Fall Fritzl – an Tragödien, in denen Menschen schwer geschädigt wurden oder sogar zu Tode kamen, war Österreich in den letzten Jahren nicht arm. Die nach 9/11 weltweit um sich greifende Terrorangst macht unser Leben seither auch nicht unbedingt angenehmer, die staatlich ergriffenen Präventionsmaßnahmen stehen jedoch der harschen Kritik von Datenschützern und Bürgerrechtlern gegenüber.

 

Für die Juristin und Psychotherapeutin Rotraud Perner, die eine Gastprofessur an der Donau-Universität Krems innehat, zählen Maßnahmen wie das Strafrecht, die öffentliche Videoüberwachung oder die zuletzt stark gestiegene Zahl an Abschiebungen nur zur "sekundären oder tertiären Prävention" . Die tatsächlichen Möglichkeiten, Gewalttaten und Terrorakten, aber auch Suchterkrankungen, Seuchen und Umweltkatastrophen vorzubeugen, versucht sie in ihrem Lehrgang Präventionsmanagement zu vermitteln.

Als Zielgruppe nennt Perner Angehörige von Bildungs-, Gesundheits- und Sozialberufen, aber auch Mitglieder von Einsatzkräften wie Feuerwehr, Polizei und Rettung. Schließlich gelte es, "jegliche Form von unerwünschten Zuständen zu verhüten".

Angefangen bei Kindern und Jugendlichen, die über das Internet und Mobiltelefone in Berührung mit pornografischen Inhalten kommen, geht es Perner darum, die körperliche und geistige Unversehrtheit des Menschen zu bewahren.

Da die Definition von Gefahren immer auch von einem individuellen Gefühl der Bedrohung abhängig sei, müssten die Mitglieder der Gesellschaft professionell, vor allem aber auf regionaler Ebene in Gestaltungsprozesse eingebunden werden. Die Absolventen des Lehrgangs sollen demnach imstande sein, die Bedürfnisse der Menschen in ihrem Umfeld wahrzunehmen und mit ihnen gemeinsam "partizipative Projekte" aufzubauen. Dem Einzelnen könne so vermittelt werden, dass auf jede Aktion eine entsprechende Reaktion folge und Aggression im Gegenüber meist "gespiegelt" wird. Deeskalation und die Bewusstseinsschärfung für Ungerechtigkeiten und Missstände in der Gesellschaft sollen dieser insgesamt ein Erstarken ermöglichen. (Bernhard Madlener/DER STANDARD Printausgabe, 12./13. Juli 2008)