Mattersburg – "Alle" , erzählt Paul Gludovatz, "haben mir viel Glück gewünscht. Aber alle haben dazugesagt:nicht gegen Mattersburg." Und so war es dann auch beim Bundesliga-Debüt des 62-jährigen Südburgenländers, der mit dem ÖFB-Nachwuchs nach und nach in eine Art Guru-Rolle gewachsen war. Seine SV Ried, die er erst am Vortag kennengelernt hatte, mochte am Samstag im Pappelstadion tatsächlich alles Mögliche haben, Glück aber definitiv nicht.

Das Vogerl mit diesem Namen flog eindeutig zu Franz Lederer, der ins erste Heimspiel dieser Saison eine vom Salzburger 0:6 hoch verunsicherte, phasenweise geradezu unterirdische Mannschaft aufs Feld geschickt hatte. Verzweifelt musste er den Rieder Führungstreffer (27., Salihi) mitverfolgen und die völlige Antwort- und also Hilflosigkeit der Seinen. Aber auch Paul Gludovatz, der Debütant, wurde von der Verzweiflung gestreift. Erst verursachte Thomas Burgstaller durch ein gelb-rotes Elferfoul den Ausgleich durch Naumoski.

Dann reagierte Salihi auf eine leicht durchschaubare Provokation von Sedloski so, dass ihn Schiedsrichter Gangl auch in die Kabine schickte, wo wenig später guter Rat teuer war: Wie sollte man nun zu neunt spielen? Gludovatzens Antwort war offenbar deutlich genug: "Gut!" Die folgenden 45 Minuten kamen einer Demütigung des SV Mattersburg gleich. Gegen neun tapfere Rieder fanden die elf kopflosen Mattersburger keine Antwort, suchten die Lösung stattdessen genau dort, wo Ried den Raum verstellte. Die endgültige Blamage wurde erst vier Minuten vorm Ende abgewendet. Der bis dahin als Schatten seiner selbst herumirrende Jancker legte für den, ihn diesbezüglich imitierenden Mörz ab, der Goalie Gebauer überhob.

Was Wunder, dass beide Trainer sich an die wenigen Lichtblicke klammerten? Lederer: "Unsere Jungen: Manuel Seidl und Thomas Salamon!" Paul Gludovatz: "Der Charakter der Mannschaft: Darauf kann man aufbauen." (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 14. Juli 2008)