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Rapids Markus Heikkinen (links) und Salzburgs Niko Kovac waren zwei gute Darsteller in einem sehr guten Film.

Foto: AP/ Punz
Wien – Red Bull Salzburg hat den Rückpass abgeschafft. Und der niederländische Trainer Co Adriaanse stellt durchaus eine Bereicherung für die österreichische Liga dar. Wobei man seinem Vorgänger Giovanni Trapattoni zugute halten muss, dass er gegen Rapid 0:7 verloren und nicht nur deshalb die Kollegenschaft punkto Unterhaltungswert förmlich deklassiert hat. "Aber hallo" , sagte Trainer Peter Pacult am Samstag gegen 22 Uhr im Hanappi-Stadion, und er hatte seinen zumindest in und um Hütteldorf weltberühmten "Ätsch-ihr-blöden-Besserwisser" -Blick aufgezogen. "Was glauben die Reporter eigentlich? Nach dem 1:3 gegen Sturm Graz wurde eine Krise herbeigeredet. Sorgen muss man sich erst nach zehn Niederlagen machen. Wir sind der Titelverteidiger, und wir sind, falls wir ins Rollen kommen, eine Macht. Warum sollte es ein Problem sein, mit Salzburg mithalten zu können? Das war die passende Antwort."

Kompliment

Es war ein famoses Spiel, das 2:2 geendet und keine grundsätzlichen Fragen offengelassen hat. Wer den Sieg eher verdient gehabt hätte, wurde nur beiläufig thematisiert. "Bombenpartie" , sagte Salzburgs Sportdirektor Heinz Hochhauser. "Wäre es immer so, würden alle Stadien voll sein." Fürs St. Hanappi trifft diese These allerdings nicht einmal am Rande zu, es ist so und so gefüllt. Rapid hat erstmals vor einer Saison mehr als 10.000 Abos abgesetzt. Das ist Landesrekord.

Otto Pfister, der deutsche Teamchef von Kamerun, sah sich gar im falschen Film. Wobei ihm klar war, nicht in Spanien, England oder Italien gelandet zu sein, denn dort herrscht ja fußballerische Sommerpause. "Ich war vom Niveau angetan, das hätte ich niemals erwartet." Pfister hatte keine Veranlassung, zu schleimen, er ist nämlich am Job des österreichischen Teamchefs absolut desinteressiert.

Herr Adriaanse ist also eine Bereicherung, weil er an Salzburg äußerst interessiert ist. Er wollte keine "Geschichten" erzählen und auch nicht zum 25. Mal wiederholen, "dass ich den offensiven Fußball vertrete. Das wird so bleiben. Auch Rembrandt hat immer wie Rembrandt und nicht wie van Gogh gemalt." Von Rapid sei er begeistert gewesen. "Die waren viel besser, als ich gedacht habe."

Es könnte mindestens so königlich wie sinnlos darüber diskutiert werden, ob es von Josef Hickersberger klug gewesen ist, bei der EURO auf die Stürmer Marc Janko und Stefan Maierhofer zu verzichten. Der Salzburger Janko hat gegen Rapid zweimal getroffen, der Rapidler Maierhofer gegen Salzburg einmal. Janko hält nach zwei Runden bei fünf Toren. Bleibt er bei diesem Schnitt, werden es am Ende 90 Treffer sein. Dagegen spricht aber die Verletzungsanfälligkeit, Janko musste kurz vor der Pause ausgetauscht werden. Ein Muskel zwickte. "Reine Vorsichtsmaßnahme."

Dummheit

Adriaanse sagte noch, dass Salzburg das Leistungsvermögen zu "53 Prozent" ausgeschöpft habe. Über das Verhalten des Kameruners Louis Ngwat-Mahop, der in der 49. Minute ausgeschlossen wurde, weil er Mario Tokic eine Watsche verabreicht hatte, war der Trainer erbost. "Das wird intern Folgen haben, ich habe ihn noch gewarnt. Er hat uns durch eine Dummheit den Todesstoß verabreicht." Denn, so der Salzburger Rembrandt: "Will man immer gewinnen, ist ein 2:2 zu wenig." (Christian Hackl, DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 14. Juli 2008)