Der Präsident des bulgarischen Erstligaklubs Litex Lowetsch, der 47-jährige Angel Bontschew, der vor knapp zwei Monaten enführt worden war, wurde vergangenen Freitag in einem Vorort der Hauptstadt Sofia hilflos und mit zwei abgeschnittenen Fingern gefunden. Seine Ehefrau Kamelia jedoch wurde bei der Übergabe des Teilbetrags der geforderten 1,5 Millionen Euro Lösegeld gekidnappt. Angeblich haben sich die Mafia-Angehörigen entschieden, seine Frau zu entführen, als sie in ihrer Begleitung Zivilpolizei bemerkten. Für die Freilassung der Ehefrau von Bontschew fordern nun die Entführer wiederum eine Million Euro.

Der Fall Bontschew kommt zu einem sehr kritischen Zeitpunkt für die bulgarische Regierung, denn der Fortschrittsbericht der EU-Kommission zum Kampf gegen die Korruption und die organisierte Kriminalität wird nun erwartet. Dem Jahresbericht der Staatsanwaltschaft zufolge ist es 2007 bei 101 Verfahren gegen organisierte Verbrechen nur zu einem Urteil gekommen.

Laut Ermittlern geht es bei der Entführung Bontschews und seiner Frau um finanzielle Interessen, aber auch um Kämpfe konkurrierender Mafia-Banden um Einfluss. Das eigentliche Ziel soll sein, Druck auf den Besitzer des Fussballklubs, Grischa Gantschew, auszuüben. (Diljana Lambrewa aus Sofia/DER STANDARD, Printausgabe, 14.7.2008)