Kinderkriminalität ist kein neues Phänomen. Aber zweifellos eines, das niemanden kaltlässt. Zwölfjährige, die Zehnjährigen MP3-Player ab- oder unter Androhung von Prügel das Handy wegnehmen, passen so gar nicht ins Bild der lieben Kleinen oder der von Wimmerln geplagten Pubertierenden.

Ob die Statistik des Innenministeriums über die mehr als 30-prozentige Zunahme von Gaunern unter 14 Jahren stimmt oder nicht, ist eigentlich nebensächlich. Faktum ist, dass heuer im ersten Halbjahr 3400 Delikte an die Staatsanwaltschaft gemeldet wurden, begangen von jungen Menschen, die doch scheinbar gerade erst die Sandkiste verlassen haben. Das Dilemma heißt frei nach Heinrich Böll: Was soll bloß aus dem Jungen werden? Oder dem Mädchen? Viele Kids werden immer wieder in Betreuungsstellen gebracht, dürfen dort aber nicht gegen ihren Willen festgehalten werden. "Drehtüreffekt" nennen die Behörden diesen Zustand, der für manche eine Gesetzeslücke darstellt.

An der Grenze der Strafmündigkeit zu rütteln, hat wohl wenig Sinn, wenn die Konsequenz Gefängnis heißen würde. Experten sind sich einig, dass Einsperren gar nichts bringt, außer eine kriminelle Karriere voranzutreiben. Über andere Konsequenzen nachzudenken könnte aber wohl etwas bringen. Warum solle ein "Babyface" nicht dazu angehalten werden, sich zu entschuldigen? Diversion gibt es genaugenommen auch in funktionierenden Elternhäusern.

Klar ist aber, dass, wenn der Staat in die Erziehung eingreift, wieder die Kostenfrage aufgeworfen wird. Aber in Kinder zu investieren kann schließlich nie falsch sein. (Michael Simoner/DER STANDARD, Printausgabe, 12./13. Juli 2008)