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Für Karl-Heinz Grasser könnte sich sein Engagement bei Meinl Power Management Ltd. zur Geldmaschine entwickeln.

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Wien – Die Kritik an den Managementverträgen der börsennotierten Gesellschaften mit dem Namen Meinl führt nun vermutlich zu einem Umbau, der für Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser und die Meinl Bank ziemlich lukrativ ist: Weil die Meinl International Power (MIP) nicht mehr von Grasser als Manager geführt werden soll, will die Gesellschaft als Ablöse 32 Millionen Euro hinlegen. Der Vorsitzende des MIP-Boards, Hans Haider, bestätigte die Unterzeichnung einer entsprechenden Option.

Die Managementfirma gehört zu einem Drittel Grasser, zu zwei Dritteln der Meinl Bank. Bei der Gründung dieser Gesellschaft hatte der Ex-Minister einen Euro eingezahlt. In der ZiB1 sagte Grasser, die Ausstiegsoption sei nur eine Möglichkeit von mehreren, um das Unternehmen erfolgreich zu machen. Er wolle aber Manager des Unternehmens bleiben.

Meinl Airports International (MAI) kam am Freitag mit ähnlichen Vorschlägen heraus, allerdings soll hier keine Abnabelung von der Meinl Bank erfolgen, es sollen nun neue Richtlinien für die Zahlung von Managementgebühren vereinbart werden. Beide Gesellschaften haben für 28. Juli Hauptversammlungen angesetzt.

In der Sache der Meinl-Gesellschaften sind Ermittlungen der Staatsanwaltschaft auf Kurs, Einzelheiten will die Behörde nicht nennen. Grasser hat am Freitag über seinen Rechtsanwalt mitteilen lassen, dass er von den Behörden nicht zu einer Stellungnahme aufgefordert oder gar einvernommen worden sei. (red)

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Das System rund um die Gesellschaften mit dem Namen Meinl sorgt weiter für Unmut. Aktueller Anlassfall: Meinl International Power (MIP). Deren Direktoren wollen für die Trennung von der Meinl Power Management Ltd. (MPM) 32 Millionen Euro bezahlen. Davon profitieren würden Karl-Heinz Grasser – er hält 33,33 Prozent an MPM – und die Meinl Bank (66,67 Prozent).

Wie viel von den 32 Mio. Euro Grasser und wie viel der Meinl Bank zufließen würde, könne MIP-Direktor Hans Haider nicht sagen: "Ich kenne die Verträge zwischen der Meinl Bank und Grasser nicht." Geht man von der Höhe der Beteiligung aus, würde Grasser 10,6 Mio. Euro kassieren, die Meinl Bank 21,4 Mio. Euro.

Der Börsengang von MIP erfolgte im Juli 2007. Der bis 2006 mit einem ÖVP-Ticket ausgestattete Ex-Finanzminister könnte also für ein Jahr Arbeit eine Ablöse von knapp elf Millionen Euro kassieren. Für Juli bis Dezember 2007 sind laut MIP-Geschäftsbericht 3,3 Mio. Euro an MPM geflossen. Macht für das Drittel von Grasser immerhin 1,1 Mio. Euro für fünf Monate Arbeit. Zum Zeitpunkt des Börsenganges betrug das von der MPM ausgegebene Aktienkapital genau drei Euro. Zwei davon hat die Meinl Bank eingezahlt, einen Euro Karl-Heinz Grasser.

Die Berechnung der 32 Mio. Euro hat Haider nicht erklärt. Der Option liege eine "Fairness-Opinion" zugrunde. Erstellt wurde diese von der Investmentbank Lazard, die zuletzt auch die Meinl Bank für den geplanten Einstieg der Immobilieninvestoren CPI/Gazit bei Meinl European Land beraten hat.

Die 32-Mio.-Euro-Option erlangt aber nur Gültigkeit, wenn die MIP-Aktionäre in der HV am 28. Juli dem restlichen Restrukturierungspaket (dabei geht es um Änderungen in der Gebührenstruktur und weitere Loslösungen der Meinl Bank) zustimmen.

Präsentiert wurden am Freitag auch drei Kandidaten für das MIP-Board. Georg Antesberger, zuletzt bei Siemens Österreich tätig, Rechtsanwalt Allen Fuchs und der seit zwei Wochen vom Schweizer Energieunternehmen Rätia Energie pensionierte Karl Heiz stellen sich der Wahl in das Direktorium. Sie sollen die als Meinl-nahe geltenden Direktoren Karel Römer, Heinrich Schwägler und Georg Kucian ersetzen. Letzterer ist übrigens bereits zurückgetreten.

Unklarheit um 40 Millionen

Aufhorchen ließ Haider mit einer Aussage zum Prüfbericht der Notenbank. Haider bestätigte, dass per 31. Juli 2007 rund 40 Millionen Euro von MIP zur Meinl Bank übertragen wurden und es dafür eine Schuldverschreibung gab. Beschlossen wurde die Transaktion allerdings von nur einem Board-Mitglied, "das Meinl zuzurechnen ist", sagte Haider. Das Geld sei aber zurückgeflossen, die Schuldverschreibung aufgelöst. Benötigt wurde das Geld, um die "JM Marketing and Trading A.V.V." zu finanzieren, die laut Bankprüfer rund vier Mio. Zertifikate aus MIP-Börsengang übernommen hat.

Aktionärsvertreter Alexander Proschofsky schäumt: "Ich habe persönlich auf der Hauptversammlung am 14. Mai die Frage gestellt, ob es eine derartige Finanzierung gegeben hat. Diese Frage wurde vom Board mehrfach verneint."

Wäre das Geld nicht zurückgeflossen, hätte man laut Haider über rechtliche Schritte nachdenken müssen, um die Frage der Untreue zu klären – es gilt die Unschuldsvermutung. "Wenn ein strafrechtlich relevanter Tatbestand begangen wird und der Schaden wiedergutgemacht wird, ist das zwar eine Strafmilderung, die Tat bleibt aber" , sagt Wirtschaftsanwalt Martin Löffler zum Standard. Er ist Vertreter von Anlegern, die sich gegen Meinl wehren wollen. Straflosigkeit wäre seiner Ansicht nach gegeben, wenn vor Kenntnis der Behörden Schadenswiedergutmachung geleistet worden wäre. Sobald eine Behörde davon erfährt, wäre es für "tätige Reue" zu spät. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Printausgabe, 12./13.7.2008)