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Die Analyse-Arbeiten am Institut für Gerichtliche Medizin in Innsbruck haben Ergebnisse gezeigt.

Foto: APA/LORBEG GERICHTSMEDIZIN

Innsbruck - 90 Jahre sind seit dem Mord an der russischen Zarenfamilie durch bolschewistische Revolutionäre vergangen - am Mittwoch wurde eines der Rätsel um die letzten Monarchen gelöst. Innsbrucker Wissenschafter identifizierten die Gebeine zweier bis heute vermisster Zarenkinder.

Stolz präsentierte Walther Parson, Leiter der Forensischen Molekularbiologie an der Gerichtsmedizin in Innsbruck, die Ergebnisse: "Die Untersuchungen der Gebeinsreste, die im August 2007 in Jekaterinenburg gefunden worden waren, sind den vermissten Zarenkindern Alexei, dem Thronfolger, und Maria zuzuordnen."

Die Arbeit im Labor gestaltete sich in diesem Fall als schwierig. "Die Proben waren nur millimeterkleine Knochenstücke, die noch dazu sehr mitgenommen waren", sagt Parson. Die Familie Romanow von Zar Nikolaus II war 1918 in Sibirien von einem Exekutionskommando erschossen worden, die "Knochen waren darum geborsten". Die Überreste der Toten wurden angezündet, begraben, exhumiert und wieder begraben.

1991 wurden die sterblichen Überreste der Familie des Zaren in einem Grab in Jekaterinenburg gefunden. Zwei der fünf Kinder fehlten allerdings, ihre Überreste wurden erst im vergangenen Jahr in einem weiteren Grab entdeckt. Von dort kamen sie heuer nach Tirol.

Vier Wochen lang wurde gearbeitet, erst wurden die DNA-Spuren aller Personen, die mit den Gebeinen bei Fund und Transport in Berührung gekommen waren, entfernt, dann konnte mit der Identifizierung begonnen werden. Einige wenige DNA-Marker waren von den Romanows bereits bekannt, diese wurden mit den gefundenen Gebeinen verglichen. Dazu kam ein Vergleich mit einem noch lebenden Romanow. Parallel zum Innsbrucker Labor arbeitete auch ein Militärlabor in Maryland in den USA am DNA-Abgleich.

Mit dem Innsbrucker Ergebnis ist auch die Frage nach dem möglichen Überleben der Zarentochter Anastasia geklärt. Gerüchte, sie habe überlebt, gab es ab 1918, mehrere Frauen behaupteten, die Prinzessin zu sein. Da 1991 die zwei Kinderskelette fehlten, erhielt die Überlebenstheorie neue Nahrung. Nun ist klar, wer die beiden Kinder in dem später entdeckten Grab sind - damit bestätigt das auch die Identifizierung Anastasias durch russische Wissenschafter, die vor einiger Zeit mittels Gesichtsrekonstruktion erfolgt ist.

Auf die Innsbrucker warten schon die nächsten Toten: 60 Opfer aus der Ära des chilenischen Diktators Pinochet sollen identifiziert werden. Emotionen blendet der Forensiker Parson in derart brisanten politischen Fällen aus. "Wir haben bereits nach dem Jugoslawienkrieg und nach dem Tsunami Opfer identifiziert." (Verena Langegger/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17. 7. 2008)