Zirka so, meinen Gegner des Novomatic-Baus, könnte die Zukunft aussehen.

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Anrainer sind empört, Novomatic träumt vom Autobahnanschluss.

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Gumpoldskirchen - 40 Meter hoch soll er werden und von allen Seiten zu sehen sein - der neue Büroturm des Spielautomatenherstelers und -betreibers Novomatic in Gumpoldskirchen. Tilmann Voss wohnt in dem Ort an der Thermenlinie und engagiert sich gegen den Bau, "weil er eine Verschandelung der Landschaft ist, weil damit ein Beginn gesetzt wird für ähnliche Projekte in der Gegend und weil die Gemeinde die Bürger nicht gut informiert hat", sagt er. Voss koordiniert eine Unterschriftenaktion gegen das Projekt. Am Montag will er die Listen Landeshauptmann Erwin Pröll (VP) übergeben.

Die Kritik einiger Anrainer sowie der Landes-Grünen geht noch weiter: Der Spatenstich sei ohne Genehmigung erfolgt. Sowohl ein Novomatic-Sprecher als auch Gumpoldskirchens Bürgermeister Ferdinand Köck (VP) widersprechen. Auf insgesamt 50.000 Quadratmetern entstehe neben dem umstrittenen Büroturm ein Forschungszentrum sowie diverse Lagerhallen. Nur für den Turm laufe noch das Genehmigungsverfahren. Die anderen Bauvorhaben seien hingegen bewilligt und in Bau. Auch die Turmbewilligung scheint greifbar: Der Gemeinderat hat vor zwei Wochen die nötige Flächenumwidmung beschlossen. Bisher betrug die maximal erlaubte Gebäudehöhe in dem Gebiet 13 Meter. Laut Bürgermeister Köck braucht die Gemeinde Novomatic und dessen Ausbau wegen der rund 150 bis 200 neuen Arbeitsplätze - und wegen des Geldes: "Wenn die Firma den Standort bei uns aufgäbe, wären kommunale Projekte - vom Kindergarten- bis zum Straßenausbau - nicht mehr durchführbar." Novomatic sei der größte Kommunalsteuerzahler des Ortes. Köck schätzt, dass die Standorterweiterung weitere 200.000 Euro Abgaben im Jahr bringe.

Novomatic-Sprecher Hannes Reichmann sagt zum Streit um die geplanten Bauwerkshöhe: "Ein Neubau dieser Größe wird normalerweise mit einem noch viel höheren Verwaltungsgebäude versehen." Novomatic wollte ursprünglich einen 60 Meter hohen Turm bauen. "Geeignete Grundstücke gibt es in der Gegend aber nicht unbegrenzt."

Ob die Umwidmung rechtens ist, überprüft derzeit das Land. Eine Kehrtwende scheint unwahrscheinlich: "Keine Gemeinde macht willkürlich rechtswidrige Dinge", heißt es aus dem Büro des zuständigen Landesrates Ernest Gabmann (VP).

Helga Krismer von den Landes-Grünen bringt bereits ein weiteres heißes Eisen in die Debatte ein: Sie habe mehrmals gehört, dass Novomatic einen Autobahnanschluss wolle. Reichmann dazu: "Wir begrüßen alles, was zu einer Verkehrsberuhigung beiträgt - etwa eine A2-Abfahrt in Guntramsdorf." (Gudrun Springer, DER STANDARD - Printausgabe, 11. Juli 2008)