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Die sich abschwächenden Zuwächse der Ausfuhren haben die Pekinger Führung aufgeschreckt.

Foto: AP/ Hoshiko
Chinas Handelsüberschüsse sind im Halbjahr 2008 zum ersten Mal seit fünf Jahren im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gefallen – ein Alarmzeichen für die Pekinger Führung, dass sich die Nachfrage aus dem Ausland abschwächt. Mit 99,03 Mrd. US-Dollar gingen sie um 11,8 Prozent zurück. Die Ausfuhren nahmen um 21,9 Prozent auf 666,6 Mrd. Dollar zu, während Importe um 30,6 Prozent auf 567,57 Mrd. stiegen. Insgesamt nahm der Außenhandel um 25,7 Prozent auf 1234,17 Mrd. Dollar zu.

Die sich abschwächenden Zuwächse der Ausfuhren (im Einzelmonat Juni 17,6 Prozent bei 31 Prozent Einfuhren) haben die Pekinger Führung aufgeschreckt. Nach Angaben der Zollverwaltung sei zwar eine sanfte Abbremsung der Ausfuhren durch indirekte Hebel wie die beendete Rückerstattung von Ausfuhrsteuern teilweise gewollt, weil China so seine Handelsungleichgewichte mit USA, Europa und Japan austarieren wollte.

Konjunkturelles Umfeld

Doch Chinas Fachleute räumen ein, dass die Hauptursachen des Einbruchs der Handelsüberschüsse (im Einzelmonat Juni um minus 20,6 Prozent) den gestiegenen Energie-und Rohstoffpreisen, dem schwächelnden Dollar und der weltwirtschaftlichen Wachstumsdelle seit Ausbruch der US-Hypothekenkrise zuzuschreiben sind. Die Nachrichtenagentur Xinhua zitierte den Staatsrats-Analysten Zhang Xiaoji, dass Chinas starke Zunahme des Importwachstums zu einem Drittel von den explodierenden Preisen der Rohstoffe verursacht sei. Sie kosteten die Wirtschaft im ersten Halbjahr 184 Mrd. Dollar oder fast 70 Prozent mehr als 2007. Die sich abschwächenden Exporte (Juni nur noch 17,6 Prozent) sind zugleich eine Reaktion auf die Aufwertung des chinesischen Yuan gegenüber dem Dollar.

Rekordkurs beim Yuan

Am Donnerstag stieg er auf einen Rekordkurs von unter 6,85 Yuan für einen Dollar. Die US-Währung hat seit Januar um 6,65 Prozent gegenüber dem Yuan abgewertet. Da Chinas Währung aber noch an den Dollar gebunden ist, verbilligte sie sich weiter gegenüber dem Euro auf 10,77 Yuan. Chinesische Produkte bleiben damit für Europäer billig. Folge ist, dass die EU statt die USA zum größten Exportmarkt für China geworden sind. (Johnny Erling aus Peking, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.7.2008)