New York - Der US-Chemieriese Dow Chemical will für umgerechnet etwa zwölf Mrd. Euro das US-Spezialchemieunternehmen Rohm & Haas übernehmen. Bei der Finanzierung des Zukaufs mit von der Partie ist der US-Milliardär Warren Buffett, der damit in großem Stil beim US-Branchenprimus einsteigt und größter Aktionär wird.

"Nach ausgiebiger Analyse von Akquisitionsmöglichkeiten im Markt wurde klar, dass Rohm & Haas das ideale Unternehmen ist, um die Veränderung von Dow zu beschleunigen", begründete Konzernchef Andrew Liveris am Donnerstag den Schritt. Rohm & Haas-Aktien schossen nach der Mitteilung vorbörslich um 67 Prozent in die Höhe, während Dow-Chemical-Papiere 2,1 Prozent einbüßten.

Dow Chemical bietet den Rohm & Haas-Aktionären 78 Dollar (49,7 Euro) je Aktie. Das entspricht einem Aufschlag von 74 Prozent zum Schlusskurs am Vortag, als die Anteilsscheine mit 44,83 Dollar aus dem Handel gegangen waren. Die Banken Citi, Merryll Lynch und Morgan Stanley sind an der Finanzierung beteiligt. Die Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway von US-Milliardär Buffett übernimmt in Form von Wandelanleihen über drei Mrd. Dollar einen weiteren Teil der Finanzierung, ebenso der Staatsfonds Kuwait, der auf diesem Wege eine Mrd. Dollar beisteuert.

Spezialchemie-Riese

Mit der Übernahme von Rohm & Haas werde Dow Chemical das größte Spezialchemie-Unternehmen in den USA, erklärte Konzernchef Liveris. Das 1907 von dem deutschen Chemiker Otto Röhm und seinem Geschäftspartner Otto Haas gegründete Unternehmen stellt unter anderem Spezialmaterialien und Beschichtungen sowie Kleb- und Dichtstoffe her. 2007 kam das Unternehmen mit Sitz in Philadelphia auf einen Umsatz von 8,9 Mrd. Dollar. Rohm & Haas hat weltweit 16.500 Beschäftigte, in Deutschland sind es nach Firmenangaben rund 500. Dow Chemical kam zuletzt mit etwa 46.000 Beschäftigten auf Jahreserlöse von 54 Mrd. Dollar.

Die Akquisition soll nach Angaben von Dow Chemical bereits im zweiten Jahr nach Abschluss der Transaktion zum Gewinn beisteuern. Vor Steuern rechne der Konzern mit Kostensynergien von mindestens 800 Mio. Dollar pro Jahr. Im Zuge der Übernahme werde zudem eine neue Geschäftseinheit für höherwertige Materialien am Firmensitz von Rohm & Haas entstehen, die auch einige Dow-Sparten aufnehme. Der neue Konzernbereich werde auf Jahresumsätze von rund 13 Mrd. Dollar kommen.

Gleich anderen Branchengrößen wie BASF setzt auch Dow Chemical immer stärker auf die Spezialchemie. Sie gelten als weniger konjunkturanfällig und profitabler als Geschäfte mit Basischemikalien. Für diese fährt Dow Chemical inzwischen eine Strategie der Gemeinschaftsunternehmen. (APA/Reuters)