Krone-Herausgeber Hans Dichand hat nach eigener Aussage erst vor kurzem Willi Molterer und Ursula Plassnik in seiner eigenen, gütigen Art ein Angebot gemacht, das sie nicht ablehnen konnten – und was tun diese Verblendeten? Sie folgen ihm nicht und weigern sich, auf die Krone-Linie einzuschwenken, wonach die EU als Wiedergeburt der großen Hure von Babylon (Apokalypse des heiligen Johannes) zu betrachten ist.

Das wird ihnen und der ÖVP noch leidtun, während der einsichtige und folgsame Werner Faymann mit einigen Streichlern über den Kopf rechnen kann – wie es Dichand in seinem jüngsten "Cato" ja ganz offen ausspricht. Kann es sein, dass Dichand glaubt, Österreich aus der EU hinausschreiben zu können? Nun, er hat auch geglaubt, die Koalition zwischen Schüssel und Haider im Jahr 2000 verhindern zu können ("Das wird’s nicht spielen" ), weil er sie für einen Fehler seines Schützlings Haider gehalten hat.

In Wahrheit steht jetzt der neue Parteivorsitzende und Kanzlerkandidat der SPÖ, Werner Faymann, vor einer Grundsatzentscheidung: Will er endgültig als Dichands Mann dastehen oder sein eigener Mann sein? (Hans Rauscher/DER STANDARD Printausgabe, 10. Juli 2008)