Ausgelassen tobt die sieben Monate alte Border-Collie-Husky-Hündin Mira im Garten des Kaliforniers Lou Hawthorne umher. Nichts deutet darauf hin, dass der muntere Mischling aus dem eingefrorenen Erbmaterial von Missy, dem 2002 im Alter von 15 Jahren gestorbenen Hund der Hawthorne-Familie, in einem Labor in Südkorea entstanden ist.

Mit ihren vier Monate alten "Schwestern" Sarang und Chingu, die sich zum Verwechseln ähnlich sehen, streitet sich Mira um einen Knochen. Alle drei Vierbeiner sind Missy-Klone und haben deren Aussehen und Eigenschaften geerbt, versichert Hawthorne. "Sie sind Missy ähnlicher als es mir manchmal lieb ist", scherzt der Chef der Firma BioArts International. "Genauso eigenwillig, immer zu Tricks aufgelegt und lieber frech als folgsam."

Als einziger kommerzieller Klon-Dienst wendet sich der Kalifornier mit einer ungewöhnlichen Online-Auktion an betuchte Hundeliebhaber in aller Welt. Im Rahmen des Projekts "Best Friends Again" (Wieder Beste Freunde) verspricht er fünf Höchstbietenden mit einem Mindestgebot von 100.000 Dollar (64.000 Euro) einen Klon ihres Hundes. Die mehrtägige Versteigerung sollte am Mittwoch zuende gehen. "Das hat es noch nie gegeben. Damit wollen wir weltweit das Interesse testen und sehen, ob wir das Klon-Geschäft ausbauen", erklärt Hawthorne.

Den Auftakt wertet er als "totalen Erfolg". Am ersten Tag war das Mindestgebot um 70.000 Dollar überboten worden. Der zweite Tag brachte 155.000 Dollar ein, der dritte Zuschlag ging an den Bieter von 140.000 Dollar. "Es sind keine Superreichen darunter", verriet Hawthorne am Dienstag (Ortszeit) der Deutschen Presse-Agentur dpa über die ersten anonymen Bieter, zwei wohlhabende Unternehmer und ein Professoren-Ehepaar. Zwei stammten aus den USA, einer aus dem Ausland. In zwei Fällen seien die Hunde-Ahnen noch am Leben, von einem gestorbenen Tier gebe es nur noch eingefrorenes Erbmaterial.

Die Klon-Idee kam Hawthorne bereits 1997, als das Schaf Dolly als erste genetische Kopie eines Säugertiers Furore machte. Warum nicht den heiß geliebten Hund der eigenen Familie klonen, dachte sich der Unternehmer und erwarb von dem Dolly-Team die weltweite Lizenz für das Klonen von Hunden und Katzen. Doch das "Missyplicity Project" an der Texas-A&M-Universität scheiterte trotz einer Millionen-Spende eines Hundefreundes an den technischen Hürden. 2004 machte Hawthornes damalige Biotech-Firma Genetic Savings and Clone bei San Francisco Schlagzeilen, als erstmals Kätzchen auf Bestellung geklont und für 50.000 Dollar verkauft wurden. Zwei Jahre später machten sie allerdings dicht, weil das Verfahren wirtschaftlich unrentabel war.

Der südkoreanische Tiermediziner Hwang Woo Suk hatte im August 2005 erstmals eine Kopie eines lebenden Hundes vorgestellt – einen Windhund namens Snuppy. Während zwei Studien Hwangs zu menschlichen embryonalen Stammzellen als Fälschung enttarnt wurden, erwies sich Snuppy tatsächlich als Klon. Trotz des Fälschungsskandals hält Hawthorne den Koreaner für den "besten Klon-Wissenschaftler der Welt". In seinem Labor in Südkorea will das kalifornische Unternehmen alle weiteren Klon-Projekte in Auftrag geben.

"Hunde sind ungeheuer schwer zu klonen, weil sie im Gegensatz zu anderen Säugetieren und auch Menschen so selten fruchtbar sind und eben nur alle sechs bis zwölf Monate läufig werden", meint Hawthorne. Zum Klonen wird einer Hündin eine Eizelle entnommen, entkernt und stattdessen das Erbmaterial einer Körperzelle des zu klonenden Tieres eingesetzt. Dieser Embryo wird einer Leihmutter eingepflanzt, die dann das Klon-Hündchen zur Welt bringt.

Skeptischen Kunden verspricht Hawthorne, dass der geklonte Vierbeiner gesund ist, dass er dem ursprünglichen Hund ähnlich sieht und dass keines der Tiere in dem komplizierten Laborverfahren zu Schaden kommt. Zudem sollen die Auftraggeber ihr Geld zurückerhalten, wenn ihnen die Ähnlichkeit nicht ausreicht. Um auf Nummer sicher zu gehen, lässt die Firma die Echtheit der Klone durch Tests an der University of California in Davis nachweisen.

Die im Februar mit vier Tagen Abstand geborenen schwarz-weißen "Zwillingsschwestern" Sarang und Chingu sind nicht auseinanderzuhalten. Sogar ihr Besitzer hat damit Probleme. Hawthorne holt einen kleinen Scanner hervor und fährt den beiden übers Fell, bis er ihre Mikrochips findet. "Das hier ist Sarang", liest er von der Anzeige ab.

Hawthornes Unternehmen hat auch eine "Goldene Klon Spende" für einen Hund, "der es wirklich verdient hat", ins Leben gerufen. Aus den zahlreichen Bewerbungen ragte der Schäferhund Trakr heraus, der als Spürhund nach den Anschlägen vom 11. September 2001 am Ground Zero in New York Dienst tat und das letzte überlebende Opfer unter den Trümmern fand. Trakr ist jetzt 15 Jahre alt und seine Hinterbeine versagen. "Ich denke, es gibt viele Leute, die das Klonen von Hunden am liebsten verbieten würden", sagt Hawthorne. "Ausgenommen vielleicht für Hunde wie Trakr, die wirklich etwas Außerordentliches geleistet haben." (Von Barbara Munker/dpa)