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Die Staatschefs der G8-Staaten beim gemeinsamen Bäumepflanzen im japanischen Toyako: Silvio Berlusconi, Gordon Brown, George W. Bush, Yasuo Fukuda, Nicolas Sarkozy, Dmitri Medwedew, Stephen Harper, José Manuel Barroso (von links).

Foto: Reuters
Die G8-Staaten wollen bis 2050 den Ausstoß von Treibhausgasen zumindest halbieren. Auf verbindliche, mittelfristige Ziele, wie von der EU angestrebt, konnten sie sich aber nicht einigen.

Tokio - Die G8-Nationen inszenieren auf ihrem Gipfeltreffen in Japan mit einem Formelkompromiss einen Fortschritt auf dem Weg zu einem neuen Klimaschutzabkommen.

Zwar verhinderte der Widerstand der USA und Kanadas wie schon im vorigen Jahr in Deutschland, dass sich die sieben führenden Industrienationen und Russland klar auf eine Halbierung der globalen Treibhausgasemissionen bis 2050 festlegten. Aber sie erklärten in einer bewusst vage gehaltenen Stellungnahme, "versuchen zu wollen" die Vision zu teilen und das Ziel in den Klimaverhandlungen der Vereinten Nationen zu "erwägen und anzunehmen". Außerdem vereinbarten die Staats- und Regierungschefs erstmals, mittelfristige Ziele zur Senkung von Treibhausgasemissionen festlegen zu wollen.

Das Ergebnis trifft auf extrem geteiltes Echo. Selbst die Vertreter der in Sachen Klimaschutz aggressiveren europäischen Staaten feierten das Ergebnis. Sie sei "sehr zufrieden", sagte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel.

Der Präsident der Europäischen Union (EU), José Manuel Barroso, lobte, das Resultat sei "besser als die meisten Menschen erwarten konnten". Die Messlatte für einen Erfolg des Gipfels sei bewältigt worden, die Welt sei auf ihrem Weg zu einem neuen Klimaschutzabkommen Ende 2009 in Kopenhagen im Zeitplan.

Kritik

Umweltschutzgruppen kritisierten hingegen vehement, dass sich die G8 wieder nicht auf ein klares Ziel geeinigt hätten.

Der World Wildlife Fund (WWF) klagt, die G8 würden der Verantwortung nicht gerecht. Die Ergebnisse vom vorigen Jahr nach einem Jahr an Verhandlungen zu bestätigen, sei kaum bemerkenswert.

Hinter dem Meinungsstreit steht eine unterschiedliche Einschätzung der möglichen Folgen der G8-Erklärung. Laut Umweltschützern sind die Industrienationen hauptsächlich für die Klimaerwärmung verantwortlich und müssen daher bei der Reduktion von Treibhausgasemissionen uneingeschränkt in Vorlage gehen, um die zögerlichen Entwicklungs- und Schwellenländer zum Mitmachen zu bewegen.

Teilen einer Vision

Die Vertreter der EU und Japans sehen es hingegen als Erfolg an, dass die USA und Kanada die Vision nun offiziell teilen, wenn auch weiter nur unter der Bedingung, dass energiehungrige und schnell zu Großverschmutzern heranwachsende Nationen wie Indien und China mitmachen. Sie hoffen, dass der Schwung des Kompromisses die Staats- und Regierungschefs der Schwellenländer Brasilien, China, Indien, Indonesien, Mexiko und Südafrika bei ihrem Treffen mit den G8 zu Zusagen zwingt.

Die G8 hätten sich darauf geeinigt, die Welt zu einer Annahme der Klimaschutzziele zu drängen, spitzte der Gastgeber, Japans Ministerpräsident Yasuo Fukuda gestern die Hoffnung zu. "Von nun an müssen wir die Schwellen- und Entwicklungsländern auffordern, sich uns anzuschließen."Die G 8 stellten dazu wiederholt finanzielle Hilfe für den Transfer energiesparender Technik in Aussicht.

Außerdem steuern die Industrienationen auf eine Wiederbelebung der Atomkraft zu, um so Kohlendioxidemissionen zu vermeiden. So wollen die G-8-Nationen eine nicht näher erklärte "internationale Initiative" zum Aufbau einer atomaren Infrastruktur fördern, die auf den Prinzipien der friedlichen Nutzung der Atomenergie basieren soll. (Martin Kölling aus Tokio, DER STANDARD, Printausgabe, 9.7.2008)