Ex-Model Carla Bruni – eine durchaus ernstzunehmende Musikerin.

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"Comme si de rien n'était" kann ab 9.7. auf der Web-Site der Sängerin gehört werden. Bis 21. Juli soll dies möglich sein, teilte ihr Label Naive am Dienstag mit. Für jeden Internet-Surfer seien die Titel des Albums zwei Stunden gratis zu hören, so die Pressemitteilung. (APA)

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www.carlabruni.com

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Die Gattin von Staatspräsident Nicolas Sarkozy legt (ab 11. Juli) ihr drittes Album vor.


Paris – Carla Bruni will den Spekulationen Wind aus den Segeln nehmen. Ihr neues, drittes Album hat sie Comme si de rien n’était ("Als ob nichts wäre" ) genannt, um Promotion braucht sie sich nicht zu sorgen. Sie, die Sängerin und Songwriterin, die zufällig auch die Ehefrau des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy ist, hat ein neues Stück Musik produziert, einfach so. Man könnte doch so tun, als ob das Getöse rund um die Beziehung und die Diskussionen darum, wer sich in wessen Licht sonnt, kaum von Bedeutung sind. Ihre Vergangenheit inklusive Modelkarriere und Affären von Mick Jagger bis Eric Clapton eilt der 1967 in Turin Geborenen ohnehin unnachgiebig voraus.

Das Debütalbum Brunis, Quelqu’un m’a dit (2003) wurde so seinerzeit im Vorfeld mit dem Argwohn bedacht, der sich einstellt, wenn jemand das Betätigungsfeld wechselt. Dass die solide zwischen Folk und Chanson angesiedelte CD dann doch Qualitäten hatte, sollte einer relativen Überraschung gleichkommen: Wie viele Karrieren sind denn in einer Person zu vereinen? Schnell waren Ressentiments vorerst beiseitegeschoben und ein neuer Popstar willkommen geheißen. Bruni hatte alle Stücke selbst geschrieben, sang mit sicherer Raucherstimme auf Französisch und zupfte sanft die Gitarre dazu. Rasch wurden Ehrfurcht gebietende Vergleiche bemüht, von Joni Mitchell, der Folk-Ikone, bis hin zum Heiligtum Serge Gainsbourg reichte der Bogen.

Die CD erreichte Platz eins der französischen Charts, war in etlichen anderen Ländern erfolgreich und hat rund zwei Millionen Exemplare verkauft. Das folgende Album, No Promises, sollte dann, zumindest unter künstlerischen Gesichtspunkten, an den hoch gelegten Ambitionen scheitern: Der Versuch, Gedichte von Vorbildern wie William Butler Yeats oder Emily Dickinson in karge Musikstücke zu übersetzten, gestaltete sich als eher holpriges Unterfangen, verkaufte aber immerhin noch rund 800.000 Stück.

Wenn nun Brunis drittes Album erscheint, ist freilich nicht nur in den französischen Medien das Brummen groß. Sogleich werden Texte und Themen der Platte auf einfachstmögliche Verknüpfung mit dem Präsidenten abgeklopft, Details über die bedeutendste Beziehung des Landes wollen herausgeschält werden. Tu es ma came ("Du bist meine Droge" ) singt Bruni, oder covert den schon vielfach adaptierten Klassiker You Belong To Me – spricht sie von Sarkozy?

Besungene Jugend

Tatsächlich ist der Großteil der CD weit vor Beginn der Beziehung entstanden, dienlich sind derlei simple Entschlüsslungsunternehmungen einer CD ohnehin nur selten. Auf Comme si de rien n’était bemüht Bruni eine mitunter betont naive Poesie, die gefällig Liebesmetaphern durchdekliniert, die auf alles und jeden zutreffen, singt von der Jugend, den Blumen und davon, dass sie doch trotz ihrer vierzig Jahre und ihrer dreißig Liebhaber immer noch ein Kind sei. Mit Ausnahme von You Belong To Me und der Vertonung eines Gedichts von Michel Houellebecq stammen erneut alle Stücke von Bruni und erweisen sich als geschmackvolle Klangtapete, diesmal opulenter arrangiert. Ein Musik gewordenes Coffee Table Book, das seinen Platz zwischen Leslie Feist und Norah Jones finden sollte, stets bemüht, nicht aufzuregen. Es ist ja nur eine Platte, sie erscheint am 11. Juli. (Philipp L’Heritier / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.7.2008)