Der Augsburger Medienkonzern Weltbild Verlag
steht vor einer grundlegenden Umwandlung. "Die Gesellschafter haben
einen Prüfungsauftrag erteilt, alle Optionen zu einer Erweiterung
oder Umstrukturierung professionell zu prüfen", sagte
Weltbild-Geschäftsführer Carel Halff am Dienstag. Die Prüfung
schließe einen Verkauf des erfolgreichen Konzerns nicht aus. Klaus
Donaubauer, der Aufsichtsratsvorsitzende des Verlags, sagte, ein
Ausstieg der katholischen Kirche aus dem Konzern sei denkbar.
Gespräche mit möglichen Interessenten hätten begonnen und sollten
zügig geführt werden.
Gesellschafter des Medienunternehmens sind die 14 deutschen
Bistümer und die Soldatenseelsorge in Berlin. Nach 50 Geschäftsjahren
sei es für ein Unternehmen von der Größenordnung des Weltbild-Verlags
untypisch, ausschließlich von einer kirchlichen Körperschaft getragen
zu werden, sagte Donaubauer. "Wir haben das Unternehmen im Blick und
wollen die alleinige Trägerschaft durch die Bistümer ändern."
"Die Mitarbeiter stehen einer Veränderung neutral bis positiv
gegenüber", sagte Halff. Die Belegschaft des Unternehmens sei davon
überzeugt, dass nicht nur wirtschaftliche Interessen verfolgt würden.
Die bisherigen Gesellschafter seien auch ethischen und sozialen
Vorstellungen verpflichtet.
Interessenten halten sich bedeckt
Zu Berichten über mögliche Interessenten an Weltbild wie
Bertelsmann, Thalia oder Holtzbrinck sagte Halff, diese Namen seien
in der Branche naheliegend. Der Prüfungsprozess befinde sich noch am
Beginn, alle Namen seien Spekulation. Die genannten Unternehmen
wollten sich nicht dazu äußern.
Die größten Gesellschafter des Weltbild-Verlags sind die Bistümer
Mainz (17 Prozent), München (13,2) und Augsburg (11,7). Der
Weltbildverlag ist Deutschlands größter Buchhändler und hinter Amazon
zweitgrößter Online-Buchhändler. Im Geschäftsjahr 2007/2008 hatte
Weltbild den Umsatz nach eigenen Angaben um rund 21 Prozent auf 1,94
Mrd. Euro (Vorjahr: 1,6 Mrd.) steigern können. Hauptgrund dafür sei
das Internet-Geschäft gewesen. Die Weltbild-Onlineshops hätten ihren
Umsatz um 37 Prozent auf etwa 451 Mio. Euro gesteigert. Der Verlag
beschäftigt nach eigenen Angaben rund 7.400 Mitarbeiter, davon etwa
1.900 am Stammsitz in Augsburg. Den Zeitschriftenbereich mit rund 26
Titeln hat Weltbild im Mai abgestoßen. (APA/dpa)