Madrid/Kopenhagen/London/Rom (APA/dpa) - Die internationale Presse befasst sich auch am Dienstag mit dem G-8-Gipfel im japanischen Toyako. Im Mittelpunkt der Kommentare stehen die Problemlösungsfähigkeit der G-8 und die Klimapolitik der USA.

"El Pais" (Madrid)

"Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Gruppe irgendeine vernünftige und durchschlagende Entscheidung zur Lösung der großen Krisen trifft, unter denen die Weltwirtschaft derzeit leidet, wie etwa der hohe Erdölpreis oder die skandalöse Verteuerung von Getreide und Lebensmitteln. Und das liegt nicht nur an der offensichtlichen politischen Schwäche von einigen der in Japan versammelten Präsidenten wie insbesondere dem scheidenden George W. Bush. Die Unfähigkeit der G-8 liegt vor allem daran, dass China, Indien oder Brasilien nicht von Anfang an bei dem Treffen dabei sind. Die Nachfrage nach Energie und Lebensmitteln dieser Länder ist einer der Gründe für den brutalen Anstieg der Rohstoffpreise."

"Berlingske Tidende" (Kopenhagen)

"Es gilt als wahrscheinlich, dass sich die USA zu einer Halbierung ihrer CO2-Emissionen bis 2050 verpflichten könnten, während man bis 2020 nur in begrenzter Form ein Ziel definieren will. Auf jeden Fall ist es an der Zeit, dass die USA die auch innerhalb der Bush-Regierung seit einigen Jahren in Bewegung gekommene Klimadebatte nun endlich in Handlungen umsetzen. Jeder weiß, dass der Nachfolger von Präsident George W. Bush, ob er nun Barack Obama oder John McCain heißt, eine offensivere Klimapolitik führen wird. Deshalb kann es keine längere Schonfrist mehr für den derzeitigen Amtsinhaber geben.

Er hat die steigenden CO2-Emissionen in Indien und China viel zu lange als Ausrede dafür benutzt, dass er sich nicht auf ehrgeizige Ziele festlegt. Die Bush-Regierung muss endlich einsehen, welch kolossale Bedeutung es für die globale Klima-Agenden hätte, wenn die USA hier Antreiber statt Bremsklotz wären. Der G-8-Gipfel könnte ein passender Anlass sein, zu dieser Erkenntnis zu gelangen."

"Guardian" (London)

"Die EU hat keine klare Position Russland gegenüber und schwankt zwischen Zugeständnissen und Konfrontation. Russland dagegen sucht sich seine Partner für Öllieferungen aus. Westliche Regierungen sollten bestehende Verträge und die Verhandlungen über zukünftige Vereinbarungen nutzen, um das Verhalten des Kremls zu regulieren. Russland hat die Energie-Charta unterzeichnet, die den Marktzugang, die Sicherheit der Versorgung und den Schutz der Investoren in die Ölförderung garantiert, doch Russland hat nichts davon eingehalten. Wenn Russland Visafreiheit für Europa haben will, sollte es zumindest die Voraussetzungen kennen, um sie zu erhalten. Wenn Partnerschaft nicht mehr das Wort der Stunde ist, dann sollte es Pragmatismus sein."

"La Stampa" (Turin)

"Früher war die italienische Außenpolitik starr und unbeweglich in feste Allianzen eingebunden. Der deutsch-französische Zug gab den Kurs vor und Italien schloss sich an, auf dem Klappsitz. Im Jahr 2001 krempelte Silvio Berlusconi dies um, er stellte eine enge Beziehung zu den USA des George W. Bush her und begann, eine Art dialektisches Verhältnis zum Europa (Jacques) Chiracs, (Gerhard) Schröders und (Tony) Blairs aufzubauen. Der Silvio Berlusconi Jahrgang 2008 hat diese dynamische Logik perfektioniert, zeigt noch mehr Unternehmungslust und setzt seine Fähigkeit ein, sich im Rahmen beweglicher Allianzen nur an einen Zielpunkt zu halten, nämlich an die Interessen des Landes. So steht Rom auf dem G-8-Gipfel auf der Seite der USA gegen die vom französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy gewollte Öffnung des Clubs für neue Mitglieder, auch weil Italien dadurch an Gewicht verlöre." (APA)