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Seit dem Ausbruch der Subprime-Krise stehen viele Immo-bilien zum Verkauf. Bei Banken und Kreditgebern wächst die Sorge vor neuen Wertberichtigungen.

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New York – Eine Expertise der Investmentbank Lehman Brothers hält die Finanzmärkte in Atem. Laut den Experten drohen den seit Monaten von der US-Immobilienkrise arg gebeutelten US-Hypotheken-Finanzierern Freddie Mac und Fannie Mae erneut massive Belastungen. Wegen einer anstehenden Änderung in der Rechnungslegung – Unternehmen sollen dazu verpflichtet werden, verbriefte Verbindlichkeiten in ihre Bilanz aufzunehmen – könnten Freddie Mac und Fannie Mae abermals riesige Verluste drohen und Kapitalspritzen benötigen. 29 Milliarden Dollar (18 Mrd. Euro) für Freddie Mac und 46 Mrd. Dollar für Fannie Mae haben die Analysten errechnet.

Die Folge: Die Aktien der beiden Unternehmen sind an der Börse abgestürzt und erreichten so tiefe Niveaus wie seit 1992 nicht mehr. Zum Börsenschluss in New York kosteten Freddie-Aktien am Montag 18 Prozent weniger (11,9 Dollar), Fannie-Papiere rutschten um 16,2 Prozent auf 15,74 Dollar ab.

Harte Einschnitte

Nach Einschätzung von Lehman könnte es für die beiden Hypothekenfinanzierer eine Ausnahme von den neuen Bilanzierungsstandards geben, um weitere Turbulenzen auf dem Immomarkt zu verhindern. Fannie Mae und Freddie Mac gehören zu den großen Verlierern der Kreditkrise und mussten insgesamt Verluste von zwölf Mrd. Dollar in Kauf nehmen. Die beiden größten US-Hypothekenfinanzierer leiden mit am meisten unter der Kreditkrise, die Immokrise hat sich nämlich längst über das Segment der Ramschhypotheken ausgeweitet und betrifft nun auch besser besicherte Hypotheken, die den Löwenanteil des Geschäftes der beiden Unternehmen ausmachen.

Zudem kündigte einer der größten Kreditgeber während des Immobilienbooms, Indy Mac Bancorp, scharfe Einschnitte an. Mehr als die Hälfte der 7200 Mitarbeiter sollen gekündigt, die Geschäfte weitgehend eingestellt werden. Zuvor war die US-Aufsichtsbehörde zu dem Urteil gekommen, das Institut verfüge nicht länger über ausreichend Kapital. Im vergangenen Jahr hatte Indy Mac noch Hypotheken von 77 Mrd. Dollar ausgegeben und lag mit einem Marktanteil von gut drei Prozent insgesamt auf dem neunten Platz der Branche. Die Gesellschaft war zeitweise zweitgrößter unabhängiger US-Anbieter von Hauskrediten und vergab viele Darlehen an Kunden mit geringeren Sicherheiten. Indy Mac bemühte sich bisher erfolglos um frisches Kapital und warnte vor noch höheren Verlusten als im ersten Quartal.

US-Behörde soll prüfen

Vor dem Abschluss steht hingegen die Übernahme von Bear Stearns durch JP Morgan Chase. Die Transaktion sei zu 75 Prozent durch, die risikogewichteten Aktiva der Investmentbank seien halbiert. Bear Stearns hatte sich am US-Immobilienmarkt mit Ramschhypotheken verspekuliert, stand knapp vor dem Zusammenbruch und stimmte im März einer Not-Übernahme durch JP Morgan zu.

Vorstandschef Jamie Dimon forderte nun Untersuchungen durch die US-Behörden, ob Investoren, die auf fallende Kurse bei der Investmentbank Bear Stearns gewettet hätten, die Bank absichtlich zu Fall gebracht hätten. "Wo Rauch ist, ist auch Feuer" , sagte der JP-Morgan-Chef. Die US-Börsenaufsicht sollte deshalb ermitteln.

Seit Beginn der Subprime-Krise vor einem Jahr haben Geldinstitute rund um den Globus mehr als 250 Mrd. Euro abgeschrieben, Analysten erwarten mindestens noch einmal so viel. (Reuters, red, DER STANDARD, Printausgabe, 9.7.2008)