Auf dem Parteitag soll der Wechsel von Gusenbauer auf den geschäftsführenden Parteivorsitzenden Werner Faymann vollzogen werden – was diesem gleichzeitig eine Bühne für eine inhaltliche Positionierung geben sollte.
Der Parteitag kann nämlich nicht nur die personelle Aufstellung der sozialdemokratischen Spitze verändern (und unter anderem für Gabi Burgstaller als stellvertretende Bundesparteivorsitzende einen Ersatz finden), er kann auch ausführlich über die Inhalte der Politik debattieren. Zu erwarten ist, dass in einem Leitantrag beschlossen wird, was dann als Wahlprogramm propagiert werden soll.
Das Wahlprogramm, das dem neuen Vorsitzenden mit auf den Weg gegeben werden soll, wird voraussichtlich von sozialen Themen geprägt sein – und der Schwenk in der Europapolitik könnte dem Parteitag und den potenziellenWählern als eine "Stärkung direktdemokratischer Elemente" im Rahmen einer "Demokratieoffensive" vermittelt werden.
Damit wäre dann auch die interne Kritik an der Linienänderung und deren Bekanntgabe in einem Brief an Krone-Herausgeber Hans Dichand leicht abzufangen.
Der Parteitag wird allerdings nicht nur solche zukunftsgerichteten Botschaften formulieren müssen – es wird auch einen Bericht des scheidenden Vorsitzenden geben müssen, in dem Kanzler Gusenbauer rechtfertigen muss, warum die Politik der großen Koalition gescheitert ist. Hier geht es nicht nur um die übliche Schuldzuweisung an den Koalitionspartner (mit der Gusenbauer am Montag begonnen hat). Zudem bleibt die Doppelspitze wohl auch über die Wahl hinaus bestehen, weil Faymann wohl nicht vor der Wahl mit einer Regierungsbildung beauftragt wird.