Salzburg´- Keine Visa für Musiker aus dem Kongo - die Salzburger Sommerszene hat die für den 15. und 17. Juli geplanten Konzerte der Gruppe Konono Nr. 1 (neun Musiker) und der Bigband Kasai Allstars (18 Musiker) abgesagt. Trotz monatelanger Bemühungen der Szene Salzburg, der Musikgruppen selbst und vor allem der Agentur Divano Prod. in Belgien haben die zuständigen Behörden in Frankreich keine Visa für die Musiker ausgestellt. Daher entfallen nicht nur die Gastspiele in Salzburg, sondern eine Tournee durch Frankreich sowie Konzerte in der Londoner Tate Gallery.

Der bürokratische Spießrutenlauf für die insgesamt 27 Musiker aus dem Kongo begann im Jänner, als die Behörde in Kinshasa neue Pässe für die Musiker verlangt hatte. Diese konnten aber nicht ausgestellt werden, weil die Druckerei nicht liefern konnte. Erst im Mai waren die Sonderpässe der Republik Kongo fertig, mit denen die Einreise-Visa dann in der französischen Botschaft in Kinshasa eingereicht werden konnten. Aber auch die französischen Vertreter im Kongo konnten wochenlang die für Sonderpässe erforderlichen Visa-Formulare nicht auftreiben, wodurch sämtliche Fristen verstrichen.

Die britische Botschaft in Kenia (Großbritannien ist in Kinshasa nicht vertreten, Anm.) hatte davor von jedem einzelnen Musiker verlangt, quer durch den Kontinent nach Nairobi zu reisen, um "vielleicht etwas für die Ausstellung von Visa tun zu können", wie die Agentur berichtet. Die Bemühungen der belgischen Botschaft in Kinshasa scheiterten an den von Belgien verlangten Leumundszeugnissen, die im Kongo gänzlich unbekannt sind. Auch die schwedischen Behörden wurden eingeschaltet, dort aber waren die Visa-Bearbeitungszeiten im Hinblick auf die vereinbarten Konzert-Termine der Bands um Monate zu lange.

Die Gruppe Konono Nr. 1 ist mehrfach in Europa aufgetreten. Konono Nr. 1 hat bei der Einspielung des aktuellen Albums von Björk mitgewirkt, war bereits einmal für den Grammy nominiert und hat von Presse und Publikum begeistert aufgenommene Konzerte in der New Yorker Carnegie Hall absolviert. Die besonders in der Ethno-Musik engagierte belgische Musik-Agentur Divano Prod. sprach laut Szene von "Methode" und "keinem Einzelfall". Die Szene Salzburg hat für die beiden Bands keinen Ersatz und wird ihren Festival-Schwerpunkt "Kinshasa-Focus" notgedrungen ohne die im Kongo als "kulturelle Afrika-Botschafter" geförderten und beliebten Musiker weiterführen. (APA)