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Cindy McCain macht Wahlkampf, weil ihr Ehemann gewinnen will.

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Seite an Seite: Cindy und John McCain im Wahlkampf.

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Cindy McCain auf Wohltäter-Tour in Vietnam.

Foto: AP Photo/Chitose Suzuki
Sie sieht aus wie eine künstlich gealterte Barbie-Puppe: Langes blondes Haar, meist zu einem Knoten hochgesteckt, blaue Augen, schmale Gesichtsform, sehr schlank. Mit gut sitzenden Kostümen und dezentem Schmuck begleitet die 54-jährige Cindy McCain ihren Mann, den republikanischen Präsidentschaftskandidaten John, mit eiserner Mine durch den Wahlkampf.

Es war Liebe auf den ersten Blick, als sich die beiden bei einer Cocktail-Party auf Hawaii im Jahr 1979 kennenlernten. McCain war 41, Navy-Verbindungsoffizier zum Senat in Washington und noch verheiratet. Cindy war 24, kam aus einem wohlhabenden Elternhaus, hatte einen Abschluss der University of Southern California in Pädagogik und unterrichtete in Arizona geistig behinderte Kinder.

Frau als Trophäe

Innerhalb eines Jahres waren die beiden verheiratet. Als John McCain 1983 in den Kongress gewählt wurde, folgte Cindy ihrem Mann nach Washington. Es sollte ihr aber nicht gelingen Fuß zu fassen. Sie verabredete sich mit den Kollegen und anderen Ehefrauen. Mit wenig Erfolg. Selbst Leute aus dem Stab McCains nannten sie eine "Trophäe". Er hätte sie nur wegen des Geldes geheiratet. Cindy ist Erbin der Firma Hensley & Co, einer der größten Lieferanten für den US-amerikanischen Brauereigiganten Anheuser-Busch. Nach dem Tod ihres Vaters hat sie im Jahr 2000 den Vorsitz der Firma übernommen.

Zurück nach Arizona

Mit ihrem Mann führte sie lange Zeit eine Fernbeziehung. Cindy kümmerte sich in Arizona um die Kinder, während John in Washington Politik machte. Cindy fühlte sich in Washington nicht wohl und dachte schon bald an eine Rückkehr nach Arizona. Als sie 1984 nach drei Fehlgeburten erneut schwanger wurde, verordnete ihr Arzt Bettruhe. Für Cindy die lang ersehnte Möglichkeit nach Hause zurückzukehren. Sie zog in das Haus in dem sie aufgewachsen war. Ihre Eltern zogen in ein neues Haus auf der anderen Straßenseite.

Cindy, die während ihrer Studienzeit Cheerleader und Mitglied in einer Studentinnenverbindung war, begann sich für wohltätige Zwecke zu engagieren. Die von ihr 1988 gegründete Hilfsorganisation nennt sich „American Voluntary Medical Team“ (AVMT) und hilft bei der medizinischen Versorgung in Krisengebieten.

Tablettensucht

Cindy arbeitete viel, kümmerte sich um die Kinder – und war ein wenig einsam in Arizona. Ende der 1980er – John war mittlerweile Senator – schlitterte Cindy in eine Tablettenabhängigkeit. Auslöser waren Schmerzen nach einem Bandscheibenvorfall. Während Cindy sich im Krankenhaus erholte, kam John in Washington in politisch trübes Fahrwasser. McCain und vier weitere Abgeordnete hätten den Unternehmer und Freund der Familie, Charles Keating, vor einer Überprüfung der Bankenaufsicht bewahrt. Im Gegenzug sei Geld an die honorigen Senatoren geflossen.

Keating hatte geholfen, die Wahlkampfkasse McCains zu füllen und Cindy und John hatten mehr als zehn Urlaube in Keatings Haus auf den Bahamas verbracht – Anreise mit Privatjet des Hausbesitzers inklusive. McCain bestand vehement darauf für die Flüge bezahlt zu haben. Cindy, die sich um die Finanzen der Familie kümmerte, konnte allerdings die entsprechenden Belege nicht finden. Ernste Konsequenzen hatte der Vorfall nicht. Cindy aber war mitgenommen. Stress und körperliche Schmerzen versuchte sie mit Schmerztabletten auszublenden. Als die von den Ärzten verschriebene Dosis nicht mehr reichte, bediente sie sich aus den Reserven ihrer eigenen Hilfsorganisation.

John war in Washington und bekam von der Sucht seiner Frau nichts mit. Sie habe ihm nichts erzählt „weil sie ihn nicht enttäuschen wollte“, erzählte Cindy dem Magazin Newsweek. Ihr Geheimnis flog auf, als ein ehemaliger Angestellter von Cindys Hilfsorganisation den Behörden meldete, dass Pillen verschwunden waren. Bei der Befragung gestand Cindy den Diebstahl und ihre Sucht. Sie machte einen Entzug, bezahlte Entschädigung, leistete Sozialarbeit, nahm Therapiestunden und ließ Gras über die Sache wachsen. „Ich hätte das mitbekommen müssen“, äußerte sich ihr Ehemann einige Zeit danach zerknirscht in einem Interview mit NBC-News.

Mediale Dreckschleuder

Cindy war in Johns politischem Leben lange kaum vorhanden. Erst als er sich vor acht Jahren erstmals um die Nominierung der Republikaner bewarb, wurde von ihr Präsenz an seiner Seite gefordert. Cindy fügte sich und begann sich in der neuen Rolle zu gefallen – bis sie mit der Wucht der medialen Dreckschleuder konfrontiert wurde. Gegenkandidaten versuchten Cindy als Junkie hinzustellen und behaupteten ihre aus einem indischen Waisenhaus adoptierte Tochter, sei in Wahrheit ein außereheliches Kind von McCain. Diese Angriffe hat Cindy bis heute nicht verwunden. Auch ihr Gesundheitszustand spricht dagegen, sich die Strapazen eines Wahlkampfes zuzumuten: Erst vor vier Jahren erlitt sie überraschend einen Schlaganfall von dem sie sich nur langsam erholte. Dennoch steht sie dieser Tage wieder hinter dem Rednerpult, wenn ihr Mann versucht, potentielle Wähler zu überzeugen. Einer ihrer zwei Söhne ist bei der Marine. Sharon Harper, eine Freundin Cindys vermutet, dass könnte einer der Gründe sein, warum sie die erneute Kandidatur ihres Ehemannes wieder unterstützt: „Sie vertraut einfach nicht darauf, dass jemand anders besser mit der komplexen Kriegssituation umgehen kann.“ (mka, derStandard.at, 7.7.2008)