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Google-Mitbegründer Sergey Brin sieht einen anderen Markt vor sich als Microsofts Bill Gates seiner Zeit. Offenheit soll die Marktdominanz sichern.

REUTERS/Eliana Aponte
Googles rasanter Erfolg wird oftmals mit Microsofts Firmengeschichte verglichen. Wie kein anderes Unternehmen verstand der weltgrößte Softwarehersteller es Netzwerke, strategische Partnerschaften zu nutzen und für sein Kernprodukt Windows einen Schneeballeffekt zu erzeugen. Die Idee ist einfach und bestand schon Generationen vor der IT-Revolution: Umso mehr Menschen ein Produkt nutzen, desto mehr Menschen wollen es haben.

Und während Windows so in Windeseile den Computermarkt überschwemmte, gelang es Google die Internet-Revolution anzuführen und das Geschäft mit dem World Wide Web zu dominieren. Der Weg Googles ähnelt dabei Microsofts Weg, die Gangart hat sich aber verändert, analysiert die New York Times in einem aktuellen Bericht.

Anpassungsfähig

Ein wesentlicher Unterschied zu Microsoft ist Googles Anpassungsfähigkeit. Die Suchmaschine, mit einem weltweiten Marktanteil von über 60 Prozent, kann nicht auf dieselben Mittel zurückgreifen wie einst Windows, um die Kunden an sich zu binden. Googles Konsumentenprodukte sind kostenlos und frei zugänglich. Die eingesetzte Software basiert auf Open-Source-Entwicklungen. So ist der Suchmaschinenbetreiber, der mittlerweile auch 70 Prozent des gesamten Suchmaschinenmarketing-Geschäfts für sich verbuchen kann, gezwungen sich den Marktbedürfnissen permanent anzupassen, um Kunden zu halten.

"Learning by doing" wird angewandt, mit einem Heer von Entwicklern und Programmierern werden die hauseigenen Applikationen kontinuierlich angepasst und verbessert. So wird garantiert, dass man dem Markt voraus ist.

Gutes tun

Naturgemäß hilft auch Google der Schneeballeffekt. Niemand wird gezwungen Gmail zu nutzen oder immer nur über die gleiche Suchmaschine das Internet zu durchforsten. Doch mit der Gewohnheit kommt die Bindung und umso mehr Googles Dienste zufrieden in Anspruch nehmen, desto mehr werden den Empfehlungen folgen. Googles Leitsatz "don't be evil" spielt bei der Kundengewinnung eine wesentliche Rolle. Wer den Markt beherrschen möchte, wird aber nicht nur Gutes tun, heißt es. Doch aus den zahlreichen Kartellrechtsverletzungen Microsofts will der Internetgigant nach eigenen Aussagen gelernt haben. Nicht umsonst müssen Googles Manager entsprechende Fortbildungskurse belegen. "Google sieht was mit Microsoft passiert ist und wir werden die Regeln befolgen", bestätigt Hal Varian, Googles Chef-Ökonom im Gespräch mit der NYT. "Wenn Sie wirklich erfolgreich sind, müssen sie über Kartellrecht Bescheid wissen."

Undurchsichtig

Dennoch sind nicht alle Analysten und Marktbeobachter von Googles Gutmütigkeit überzeugt. Die aktuellen Pläne zu einer strategischen Partnerschaft mit dem zweitgrößten Suchmaschinenbetreiber Yahoo werfen immer mehr Fragen zu Googles Geschäftspraktiken auf. Das Google-Anzeigengeschäft basiert auf einer strikten Verschwiegenheitspflicht - sowohl auf Seiten des Anbieters, als auch auf Kundenseite. Sollte Google also eines Tages doch "böse" sein und die Preise für seine Internet-Anzeigen erhöhen, wäre das für Außenstehende kaum nachvollziehbar. Würde Google seine Marktmacht doch ausnützen, wäre das für die Kontrollorgane schwerer ersichtlich, als wenn beispielsweise Microsoft die Lizenzen für Windows schlagartig verteuern würde.

Unter Beobachtung

Die Regulierungsbehörden der USA und der EU sind daher angehalten die Entwicklungen im hart umkämpften Internetmarkt zu beobachten, bevor (auch) hier der Wettbewerb ausstirbt. Bereits Anfang des Jahres warnten Analysten, neue Firmen hätten im Suchmaschinengeschäft keine Chance Fuß zufassen. Das Geschäft sei schlicht zu kostspielig geworden. Von den zig Anbietern zu Beginn der Internet-Ära sind heute im wesentlichen drei Unternehmen übrig geblieben. Eines davon fährt 70 Prozent der Gewinne ein, die anderen beiden versuchen zu überleben. (zw)