Berlin/Teheran - Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat dem Iran gedroht, den Streit über dessen Atomprogramm wieder auf die Tagesordnung des UN-Sicherheitsrats zu setzen. In der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" erklärte der SPD-Politiker: "Wenn es zu keinen Fortschritten und keinen konstruktiven Antworten aus Teheran kommt, müssen wir über eine neue Runde im Sicherheitsrat nachdenken, ausdrücklich mit Russland und ausdrücklich mit China."

Der Iran hatte am Samstag zwar förmlich Verhandlungsbereitschaft signalisiert, aber zugleich erklärt, nicht von seinen Atomplänen abrücken zu wollen. Der Minister sieht aber offenbar die Möglichkeit zum Einlenken Teherans: "Wir stellen fest, dass es keine festgefügte Haltung in der Führung gibt."

Gespräche mit Kissinger

Steinmeier führte in dem Blatt ein Gespräch mit dem früheren US-Außenminister Henry Kissinger. Dieser bewertete die Wirksamkeit der bisherigen Maßnahmen gegen den Iran skeptisch: "Ich habe immer die Möglichkeit bezweifelt, dass wir einen Erfolg erzielen auf der Basis kleiner Sanktionen und kleiner Anreize."

Kissinger forderte eine gemeinsame Position der internationalen Gemeinschaft unter Einbeziehung Amerikas und Russlands: "Niemand sollte abstrakt über den Einsatz militärischer Gewalt nachdenken. Aber man könnte über wirklich schwerwiegende Sanktionen reden."

Der iranische Regierungssprecher Gholam Hossein Elham erklärte am Samstag nach einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur IRNA, der Iran sei zwar bereit, im Rahmen der internationalen Regeln zu verhandeln. Die Einstellung zum Atomprogramm habe sich jedoch nicht geändert.

Tags zuvor hatte sich der Iran zum jüngsten Angebot der Sechsergruppe aus den fünf Vetomächten und Deutschlands geäußert. Über den Inhalt der Antwort wurde nichts bekannt. Die Aussagen des Regierungssprechers ließen jedoch darauf schließen, dass die wichtigste Forderung des Westens, die Einstellung der Urananreicherung, zurückgewiesen wird. Der Westen will den Iran mit wirtschaftlichen Anreizen zum Verzicht bewegen. (APA/AP)