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Vieldeutige Botschaft an die Führer der G8-Staaten in Japan: Die Schweinsmaske bei einer Kundgebung der G8-Gegner in Sapporo mag auch auf die Nahrungsmittelkrise hinweisen.

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Es sei "unsinnig, dass sich lediglich acht Länder träfen, um die großen Probleme der Welt zu lösen", sagte Frankreichs Präsident Sarkozy.

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Acht Jahre ist es her, dass der Usu zuletzt Feuer gespien hat. Jetzt ist der Vulkan am Toya-See auf der Insel Hokkaido im Norden Japans nur schön anzusehen und soll die inspirierende Kulisse für den bisher größten G8-Gipfel sein. 22 Staats- und Regierungschefs werden sich von heute, Montag, bis Mittwoch wohl ungestört von Demonstranten und Journalisten beraten können. Selbst Medienleute kommen kaum näher als bis zum 40 Autominuten entfernten Pressezentrum an den Tagungsort heran.

Dauerbrenner stehen auf der Tagesordnung beim jährlichen Gipfel der führenden acht Industrienationen USA, Kanada, Japan, Russland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland: Klimaschutz, Entwicklungshilfe für Afrika, die Atomwaffenprogramme Nordkoreas und Irans, die militärischen Einsätze in Afghanistan und dem Irak. Die globale Finanzkrise kam noch hinzu. Allein deshalb lud Gastgeber Japan auch die führenden Schwellenländer Brasilien, China, Indien, Mexiko und Südafrika und dazu einige afrikanische und asiatische Länder ein.

Doch ein neues Problem wird die Diskussion bestimmen: die Bedrohung der Weltkonjunktur durch die Explosion der Nahrungs- und Energiepreise. Die deutsche Delegation erwartet eine "starke Aussage" der G8 gegen steigende Ölpreise, die sich in den vergangenen fünf Jahren rund versiebenfacht haben.

Neue Millionen-Hilfe

Gleichzeitig werden die Führer der G8-Nationen Maßnahmen diskutieren, um Lebensmittelreserven für Länder in Not aufzubauen, kündigte Japans Außenminister Masahiko Komura an. Japan will zusätzlich zu laufenden Maßnahmen 50 Millionen Dollar an Lebensmittelhilfen bereitstellen.

Geringe Fortschritte werden dagegen im Klimaschutz erwartet, in dem Japan sich der Welt eigentlich als Führer präsentieren wollte. Hinter den Kulissen wird derzeit um eine Formulierung gerungen, die Fortschritt ausdrücken soll, obwohl nach Einschätzung japanischer Diplomaten auch dieses Mal die anvisierte Halbierung der Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2050 nicht festgelegt werden soll. Im Abschlussdokument des G8-Gipfels in Heiligendamm von 2007 hatten die Staaten nur erklärt, dass sie das Ziel "ernsthaft erwägen" wollten.

Die G8 können sich weiter unter Hinweis auf andere Prozesse um harte Beschlüsse herumdrücken: 2012 läuft das Kioto-Protokoll aus; bis zu einem Gipfel Ende 2009 in Kopenhagen, so die Entscheidung der UN-Mitgliedstaaten, soll ein Nachfolge-Programm ausgehandelt werden. Begleitend diskutieren die Hauptverschmutzerländer, darunter sowohl die Industrieländer als auch China und Indien, wie die Emissionen gesenkt werden können.

Immerhin will Japan vorschlagen, dass die G8 einen Klimaerwärmungsfonds zur Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen in Entwicklungsländern einrichten und mit sechs Milliarden US-Dollar füllen. (Martin Koelling aus Tokio, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.7.2008)